Nothnagel

[816] Nothnagel, Hermann, Mediziner, geb. 28. Sept. 1841 zu Alt-Lietzegöricke in der Neumark, gest. 7. Juli 1905 in Wien, studierte 1859–63 am Friedrich-Wilhelmsinstitut in Berlin, habilitierte sich 1865 als Privatdozent in Königsberg, 1868 in Berlin und 1870 in Breslau, wurde 1872 Professor für medizinische Poliklinik und Arzneimittellehre in Freiburg, 1874 Professor für klinische Medizin in Jena und 1882 in Wien, wo er die Leitung einer der beiden Kliniken für innere Medizin übernahm. N. lieferte experimentelle Forschungen über die vasomotorischen Nerven der Gehirngefäße, über die Entstehung allgemeiner Zuckungen, über Überempfindlichkeit und Unempfindlichkeit bei Neuralgien, über Nervenentzündung und Reflexlähmungen etc. Von größter Bedeutung sind seine experimentellen Untersuchungen über die Funktionen des Gehirns, er stellte auf Grund der bisherigen Erfahrungen und Beobachtungen fest, inwieweit aus Krankheitszeichen auf den Sitz einer Störung innerhalb des Gehirns geschlossen werden darf. Andre Arbeiten betreffen die Darmkrankheiten, die Addisonsche Krankheit, die rhythmische Herztätigkeit, Anpassung und Ausgleichung pathologischer Zustände, die Irrodiation der Willensimpulse etc. Er schrieb: »Handbuch der Arzneimittellehre« (Berl. 1870; 7. Aufl. 1894, mit Roßbach); »Topische Diagnostik der Gehirnkrankheiten« (das. 1879); »Beiträge zur Physiologie und Pathologie des Darms« (das. 1884), über Anämie und Hyperämie, Blutungen und Erweichungen des Gehirns; Epilepsie (in Ziemssens »Handbuch der speziellen Pathologie und Therapie«) und gab mit andern seit 1894 das umfangreiche Sammelwerk »Spezielle Pathologie und Therapie« (Wien) heraus.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 816.
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