Obsidĭan

[881] Obsidĭan (Glaslava, Lavaglas), die wasserfreie oder nur bis 2 Proz. Wasser enthaltende glasartige Modifikation der Trachyte, meist schwarz (schwarze Glaslava) und grau, auch gelb, braun, rot, grün, selten blau, stark glasglänzend, durchsichtig bis undurchsichtig, Härte 6–7, von muscheligem Bruch, besteht in einzelnen Fällen nur aus amorpher Glassubstanz, häufiger enthält er Kristalliten und Mikrolithe, mitunter deutlich mikrofluidal angeordnet (s. Tafel »Gesteine«, Fig. 3). Durch einzelne größere eingelagerte Kristalle entsteht bisweilen eine porphyrische Struktur. Varietäten des Obsidians sind der metallisch schillernde O. von Mexiko und vom Kaukasus sowie der wolkige Glasachat von Kalifornien, Island etc. Durch Herausbildung radialfaseriger und konzentrisch schaliger Sphärolithe geht der O. in Sphärolithfels (s. Tafel »Mineralien und Gesteine«, Fig. 17) über, der vorwiegend aus solchen bis erbsengroßen Kugeln besteht; auch zeigt der O. zuweilen Übergänge in den stets wasserhaltigen Perlit. Blasenräume (und sogen. Lithophysen) sind im O. oft lagenweise verteilt, so daß dann dunkle Partien von dichtem O. sich scharf von den hellern porösen abgrenzen. Völlig schaumig erstarrter O. ist der Bimsstein. O. findet sich als Umsäumung trachytischer Massen, aber auch in selbständigen Strömen in jungvulkanischen Gegenden (Island, Kaukasus, Liparische Inseln, Tenerife, Neuseeland, Mexiko; vgl. Tafel »Absonderung«, Fig. 6). Der O. ist sehr widerstandsfähig gegen Atmosphärilien, und Jahrhunderte alte Ströme zeigen sich völlig vegetationslos. In der Steinzeit benutzte man den O. zu Pfeilspitzen, Messern und Spiegeln, jetzt noch, zumal den schwarzen bis perlgrauen sogen. edlen O. oder isländischen Achat, zu Knöpfen, Dosen, Schmucksachen, Vasen etc. Auch die glasig ausgebildeten Glieder der Andesite und der Basalte werden als O. bezeichnet. Ferner wurde früher der grüne, durchsichtige Bouteillenstein oder Moldawit (auch als Edelstein verschlissen, böhmischer Chrysolith, Wasserchrysolith), der sich in Form von kleinen, abgeplatteten Kugeln bei Moldautein u.a. O. in Böhmen und auch in Mähren (vgl. Tafel »Meteorsteine«, Fig. 4, 6 u. 9) lose in der Ackererde und in altdiluvialen Sanden findet, zum O. gerechnet; jetzt ist man geneigt, diese, zeitweilig auch für ein aus alten Glashütten herrührendes Kunstprodukt angesehenen Gebilde, so wie die früher ebenfalls als O. gedeuteten und Marekanit (s. d.) genannten rotbraunen Glaskugeln von Ochotsk in Ostsibirien und manche ähnlich geformte sogen. Obsidianbomben von Orten fern von Vulkanen für eine besondere Art von Meteoriten zu halten.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 881.
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