Otzen

[260] Otzen, Johannes, Architekt, geb. 8. Okt. 1839 zu Siesebye in Schleswig, bildete sich durch ein fünfjähriges Fachstudium in Hannover, wo er seit 1864 als Bauführer unter Hase tätig war, und wurde 1867 zweiter Baubeamter im Bauinspektorat für die Provinz Schleswig. Nachdem er 1870 aus dem Staatsdienst ausgeschieden, ließ er sich in Berlin nieder, wo er bis 1879 als Privatarchitekt wirkte. In dieser Zeit entstanden nach seinen Entwürfen außer mehreren Villen und städtischen Wohnhäusern die St. Johanniskirche in Altona (1873) und die Bergkirche in Wiesbaden (1877). 1879 wurde er Professor an der Technischen Hochschule in Berlin für das Fach der mittelalterlichen Kunst und 1885 Vorsteher eines Meisterateliers für Architektur an der Kunstakademie. Seine künstlerischen Absichten, die sich in romanischen und gotischen, aber von den dekorativen und praktischen Anforderungen der Gegenwart durchdrungenen Stilformen, zumeist im Anschluß an die Anfänge des norddeutschen Backsteinbaues, bewegen, kamen ferner in der St. Petri kirche zu Altona (1884), in der St. Gertrud- (1885) und Christuskirche (1886) zu Hamburg, in der St. Jakobikirche zu Kiel, in der Christuskirche zu Eimsbüttel bei Hamburg (1886, s. Tafel »Hamburger Bauten II«, Fig. 4), in der Kirche zu Plagwitz bei Leipzig (1887) und in der Kapelle des Elisabethkrankenhauses, in der Heilig-Kreuzkirche und in der Lutherkirche zu Berlin (1888 und 1893) sowie in mehreren[260] Landhäusern in Berlins Umgebung zum Ausdruck. Auch schuf er die Entwürfe für neue protestantische Kirchen in Dessau, Bernburg, Altona, Ludwigshafen, Liegnitz, Apolda, Elberfeld, Mainz u.a. O. Er gab heraus: »Baukunst des Mittelalters« (Berl. 1879–83, 3 Bde.); »Gotische Bauornamente« (das. 1888); »Ausgeführte Bauten« (das. 1890–1904, 8 Lfgn.). O. ist Geheimer Regierungsrat und seit 1904 Präsident der Akademie der Künste in Berlin; er besitzt die kleine goldene Medaille für Kunst.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 260-261.
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