Bernburg

[714] Bernburg, Kreisstadt im Herzogtum Anhalt, früher Hauptstadt der Linie Anhalt-B., an der Saale, Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Aschersleben-Köthen und Könnern-Kalbe a. S., 55 m ü. M., besteht aus der Alt- und Neustadt mit der Vorstadt Waldau auf dem linken und der Bergstadt auf dem rechten Saaleufer.

Wappen von Bernburg.
Wappen von Bernburg.

Unter den fünf evang. Kirchen sind die Marienkirche in der Altstadt und die Schloßkirche hervorzuheben; außerdem hat B. noch eine katholische und eine apostolische Kirche und eine Synagoge. Unter den öffentlichen Gebäuden ist das uralte Schloß bemerkenswert, das auf hohem Felsen über der Saale liegt und mit seinem nördlichen Turm (dem Roten Turm oder sogen. Eulenspiegel) weithin sichtbar ist; ferner das Rathaus mit einem Kunstuhrwerk, das Stadttheater etc. An Denkmälern hat B. ein Reiterstandbild des Kaisers Wilhelm I. und ein Bismarckdenkmal. B. zählte 1900 mit der Garnison (1. Infanteriebat. Nr. 36) 34,431 Einw., darunter 1352 Katholiken und 350 Juden, und hat eine ansehnliche Industrie: die deutschen Solvaywerke (mit Soda- und Chlorkaliumfabrik, Saline, Salzbergwerk und Kaliwerk), Eisengießerei, Maschinen- und Dampfkesselfabrikation, Fabriken für Zucker, Papier, Tonwaren, Zement, Zigarren, Weinsteinsäure, Zuckerwaren etc., Mühlen, Spiritusbrennerei, Bierbrauerei, Blei- und Zinkwalzwerke. An Bildungsanstalten besitzt die Stadt ein Gymnasium u. ein Realgymnasium. Auch befindet sich dort eine Landes-Heil- und Pflegeanstalt und seit kurzem ein Solbad. B. ist Sitz eines Amtsgerichts und einer Reichsbanknebenstelle. – Die Altstadt B. wurde schon 992 von Kaiser Otto III. befestigt, die Neustadt wahrscheinlich im 13. Jahrh. angelegt. 1139 wurde das Schloß B. von Anhängern Heinrichs des Stolzen verbrannt. Im Dreißigjährigen Kriege nahmen die Schweden zweimal die Stadt ein, wurden aber 1636 von den Sachsen vertrieben. B. war bis 1448 Residenz der Fürsten der alten Bernburger Linie und dann (seit 1498) Witwensitz. Seit der Teilung von 1603 war es Hauptstadt der jüngern Bernburger Linie, die 1863 erlosch (s. Anhalt, S 530). In der Nähe liegt die Saline Leopoldshall.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 714.
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