Palatīnischer Berg

[324] Palatīnischer Berg (Mons Palatinus), einer der sieben Hügel des alten Rom (s. d.), von unregelmäßig viereckiger Gestalt, in der Mitte der übrigen sechs gelegen, 51 m ü. M. Hier befand sich das älteste Rom (Roma quadrata), von dessen Ummauerung sich Reste bis heute erhalten haben. Der Palatinische Berg trug die ältesten Heiligtümer Roms, wie das Luperkal, jene Höhle, in der die Wölfin Romulus und Remus säugte, die Casa Romuli, die noch zu Konstantins Zeiten vorhanden war, die Tempel der Viktoria, des Jupiter Stator etc. Sonst ist aus älterer Zeit in topographischer Hinsicht nur bekannt, daß die Straßen am nördlichen Rande des Palatinischen Berges die von den Reichen bevorzugte und mit Prachtbauten geschmückte Stadtgegend bildeten. Alles mußte mit Ausnahme jener Heiligtümer dem seit Augustus beständig erweiterten und bis in das 3. Jahrh. mit immer steigendem Luxus aufgeführten Palaste der Kaiser (Palatium) weichen. Die am vollständigsten erhaltenen und in ihren Unterbauten in neuerer Zeit frei gelegten Reste dieser Residenz gehören dem 1. und der ersten Hälfte des 2. Jahrh. im N., der Zeit des Domitianus und des Septimius Severus im S. des Hügels an. Der letzte Kaiser, der auf dem Palatinischen Berg selbständige Bauten ausführte, war Alexander Severus. In der Völkerwanderung wurde der ohnehin schon vernachlässigte Palast geplündert und teilweise zerstört, die Architekturstücke anderweitig verwendet und verschleppt; die Fehden der mittelalterlichen Großen vollendeten die Verwüstung, und schließlich war der ganze Hügel nur noch mit Vignen bedeckt. Die Ausgrabungen begannen schon unter Paul III. (1534–1550); 1721–30 wurde der mittlere Teil freigelegt. 1861 kaufte Napoleon III. die Farnesischen Gärten und ließ durch Pietro Rosa nachgraben. Die italienische Regierung hat dann seit 1870 die ganze Oberfläche des Hügels, mit Ausnahme einiger kirchlicher Grundstücke im O., freigelegt. Vgl. Jordan, Die Kaiserpaläste in Rom (Berl. 1868); Lanciani und Visconti, Guida del Palatino (Rom 1873); E. Graf Haugwitz, Der Palatin (das. 1901) und die Pläne beim Artikel »Rom«.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 324.
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