Panhellenismus

[360] Panhellenismus, die seit den ältesten Zeilen der griechischen Geschichte nachweisbaren politischen Bestrebungen, alle Länder, wo das weitverbreitete Griechentum entweder ausschließlich oder mit Übergewicht über andre Nationalitäten herrscht, zu einem großgriechischen Reiche zusammenzufassen. Die panhellenischen Bestrebungen des Kimon und des Perikles kamen über bescheidene Ansätze nicht hinaus; die ähnlichen Pläne des Lysander scheiterten an dem Widerstreben seiner eignen Landsleute. Das von Alexander d. Gr. begründete Reich ging von vornherein über die panhellenischen Bestrebungen hinaus, indem es die Verschmelzung des Griechentums mit asiatischen Nationen anstrebte. Nach Ablauf der römischen Fremdherrschaft ist durch die Begründung des Byzantinischen Reiches der P. seiner Verwirklichung am nächsten gekommen. Nachdem von 1453 an unter dem Drucke der türkischen Fremdherrschaft dem P. jede Lebenskraft abhanden gekommen war, beginnt er seit dem Ende des 18. Jahrh. sich wieder zu regen; die politischen Klubs der Hetärien sind seine Trägerinnen. Der Aufstand des Alexander Ypsilantis hat entschieden großgriechische Tendenz, wie schon der Schauplatz der Unternehmung es erkennen läßt; das Scheitern des Versuchs läßt den P. innerhalb des griechischen Freiheitskrieges wieder zurücktreten. Nach der Gründung des griechischen Königreichs äußert sich der P. in immer neuen Versuchen, die vorwiegend griechisch bevölkerten Inseln des Mittelländischen Meeres, vornehmlich Kreta, dem jungen Staat anzugliedern. Durch die Ereignisse von 1897 erlitt die großgriechische Idee einen schweren Schlag. Trotzdem kommt dem P. für die Abwickelung der sogen. orientalischen Frage nach wie vor große Bedeutung zu. Vgl. Ethnike Hetairia.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 360.
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