Papiermaché

[397] Papiermaché (franz., spr. papjëmäsché, »gekautes Papier«), eine knetbare Masse aus Papierhalbstoff, zerstampftem alten Papier oder Holzstoff mit Ton, Kreide und farbigen Stoffen sowie Kleister oder Leimwasser zur Anfertigung der sogen. Papiermachéwaren (Masken, Puppen, Leuchter, Figuren aller Art, Ornamente, Früchte, anatomische Präparate, Glasuntersätze etc.). Man drückt die Masse mit den Händen oder Pressen in eine Form von Holz, Gips, Zink oder Schwefel, nimmt sie, etwas abgetrocknet, aus der Form und läßt sie langsam in der Wärme trocknen. Sollen die Gegenstände fest, steif und undurchlässig werden, so werden sie zwischen eisernen Formen stark gepreßt und nach dem Trocknen mit Leinölfirnis getränkt. Die vorzüglichste Ware erhält man durch Pressen nasser Pappen, wovon je nach Erfordernis mehrere durch Kleister verbunden werden, Trocknen, Tränken mit Leinöl und Eintrocknen bei 120°. Auf solche Weise werden verschiedene Gebrauchsgegenstände (Waschschüsseln, Eimer, Trichter, Spinnereispulen, Knöpfe, Teller, Hüte, Werkzeughefte, Riemenscheiben, Kalanderwalzen etc.) sowie Luxuskästchen mit Einlagen von Perlmutter etc. und glänzender Lackierung hergestellt (Ölpappware). – Hierher gehört auch als Ersatz für Gips- und Zementstuck der seiner Leichtigkeit wegen sehr beliebte und oft der Festigkeit wegen mit einem Kern von grober Leinwand versehene Papierstuck. Vgl. Andes, Die Fabrikation der Papiermaché- und Papierstoffwaren (Wien 1900).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 397.
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