Parny

[463] Parny, Evariste Désiré Desforges, Vicomte de, franz. Dichter, geb. 6. Febr. 1753 auf der Insel Bourbon, gest. 5. Dez. 1814 in Paris, kam als Kind nach Frankreich. schlug die militärische Laufbahn ein und zog sich, nachdem er als Offizier in Ostindien gedient hatte, auf ein Landgut zwischen St.-Germain und Marly zurück, wo er mit gleichgesinnten Genossen sich der Poesie, der Liebe und dem Wein ergab. Durch die Revolution um sein Vermögen gebracht, sah er sich genötigt, untergeordnete Ämter anzunehmen; erst 1813 erhielt er von Napoleon eine Pension. Seit 1803 war er Mitglied des Instituts. P. ist von seinen Zeitgenossen bedeutend überschätzt worden. Berühmt wurde er durch seine »Poésies érotiques« (1778), entstanden infolge einer unglücklichen Liebe, aber erst durch die Ausgabe von 1781 ein einheitliches und wohlgeordnetes Werk. Seine frivole Sinnlichkeit zeigt sich besonders in dem »Portefeuille volé« (1805), in »Le voyage de Céline«, »Les Rose-Croix« (1808) u.a. Der Erfolg seines zynischen und gottlosen Gedichts »La guerre des dieux« in 10 Gesängen (1799; 1827 verboten, aber dennoch öfter wieder aufgelegt, zuletzt 1893, 2 Bde.) bewog den Autor, es um 14 Gesänge zu vermehren. Von diesem Werke, »La Christianide« genannt, sind aber nur Bruchstücke gedruckt worden; die Regierung der Restauration soll das Manuskript angekauft und vernichtet haben. Parnys Werke erschienen 1808, 5 Bde.; 1830, 4 Bde.; von Béranger herausgegeben 1831, 4 Bde.; eine Auswahl von Boissonade 1827. »Œuvres inédites de P.« veröffentlichte Tissot (1826, 2 Bde.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 463.
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