Pelargonĭum

[546] Pelargonĭum Hérit. (Kranichschnabel), Gattung der Geraniazeen, Kräuter oder Holzgewächse, manchmal mit fleischigem oder knolligem Stengel, gegenständigen, einfachen, runden, gelappten oder tief eingeschnittenen Blättern, die häufig in kopfigen Drüsenhaaren wohlriechendes ätherisches Öl absondern, achselständigen Blüten in Büscheln oder Dolden und kranichschnabelähnlicher Frucht. Etwa 175 Arten in Südafrika, wenige in Australien, Syrien und Abessinien. Mehrere Arten werden bei uns als Garten- und Zimmerpflanzen in fast zahllosen Hybriden und Varietäten kultiviert. Sie sind wegen der oft wohlriechenden und schön gezeichneten Blätter und des anhaltenden Blütenreichtums sehr beliebt und ganz allgemein verbreitet. Die strauchartigen sind sehr leicht zu kultivieren, während die krautartigen mit Knollenwurzel sorgfältigere Behandlung erheischen. P. inquinans Ait., mit strauchigem, dickem, fleischigem Stengel, kreisrund nierenförmigen, etwas eingeschnittenen, gekerbten, gleich den Stengeln filzig schmierigen Blättern und leuchtend scharlachroten Blüten in langgestielten Dolden, ist die Mutterpflanze unsrer meisten rotblühenden Pelargonien, in Südspanien verwildert. P. zonale Willd. (Brennende Liebe), mit ästigen, fast halbholzigen Stengeln, rundlichen, am Grunde herzförmigen, unregelmäßig gelappten Blättern mit dunkelm Band und langgestielten Dolden mit vielen, meist rosaroten Blüten, ist ebenfalls Mutterpflanze vieler Gartenpelargonien. P. odoratissimum Ait. (Muskatkraut, Zitronengeranium), mit kurzem Stengel und Zweigen, langgestielten, rundlich herzförmigen, krausgekerbten Blättern und kleinen, weißen Blüten, sowie P. roseum Willd. (Rosengeranium), eine Abart von P. Radula Ait., 1,6 m hoch, behaart, mit handförmig geteilten, halb gefiederten, am Rande scharf umgerollten Blättern, breit lanzettförmigen Läppchen, zu 3–4 stehenden hellroten Blüten, deren obere Blumenblätter am Grunde dunkler geadert sind, benutzt man zur Gewinnung von ätherischem Geraniumöl (s. d.). In blumistischer Hinsicht unterscheidet man: 1) englische (großblumige) Pelargonien, die wohl meist von P. grandiflorum Willd. und P. quinquevulnerum Willd. abstammen, mit sehr großen, regelmäßig geformten und gezeichneten Blüten, meist englischen und französischen Ursprungs, umfassen auch die für Topfkultur geeigneten fünffleckigen oder Odier-Pelargonien, mit 40–60 cm hohen holzigen Stämmen, ziemlich großen, rundlich nierenförmigen, mehr oder weniger tief gelappten Blättern und ziemlich großen Blüten mit fünf gefleckten Blumenblättern; ihnen ähnlich sind die Diadempelargonien; 2) Fancy- (Phantasie-) Pelargonien, von niedrigem Wuchs, mit zahlreichen zierlichen Blumen von unregelmäßiger Form, aber lebhafter Zeichnung, meist in Frankreich gezüchtet; 3) Scharlach- oder Skarletpelargonien, von P. zonale und dem in Südspanien verwilderten P. inquinans abstammend, meist von robustem Wuchs und mit einfarbigen, nur mit einem Auge versehenen oder anders gerandeten, roten, rosenroten, lachsroten oder weißen Blüten, einfach, gefüllt und buntblätterig. Zu ihnen gehören die Nosegay- oder Straußpelargonien, mit sehr großen Blütendolden. P. peltatum Ait., strauchig, fast 1 m hoch, mit fleischigen, gegliederten, verzweigten Ästen, schildförmigen, fünflappigen, etwas fleischigen Blättern mit bräunlichem Gürtel um den Vereinigungspunkt der Nerven herum und ziemlich großen blaß rosenroten, auch weißen und roten Blüten, ist die Mutterpflanze der Efeupelargonien, von denen einige mit niederliegenden Stengeln als Ampel- und Balkonpflanzen (s. Balkongärtnerei) kultiviert werden. Pelargonien wurden zuerst 1690 nach Europa gebracht. Ihre Kultur zur Gewinnung von ätherischem Öl begann 1847 in Frankreich, und später wurden sie in Algerien eingeführt. In Spanien kultiviert man sie in Valencia und Almeria. Seit Ende der 1880er Jahre liefert Réunion nächst Algier das meiste Öl.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 546.
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