Peter von Amiens

[652] Peter von Amiens (P. der Einsiedler oder der Eremit), der Geistliche, der nach gewöhnlicher Überlieferung, durch eine Vision in der Kirche des Heiligen Grabes begeistert, die abendländische Christenheit zum ersten Kreuzzug entflammt haben soll. Als geschichtliche Tatsache bleibt bestehen, daß P., der aus der Gegend von Amiens stammte, schon vor 1095 eine Wallfahrt nach Palästina antrat, zwar Jerusalem nicht erreichte, aber durch seine feurige Beredsamkeit das Volk in Mittel- und Nordfrankreich so begeisterte, daß eine große Menge niedern Volkes sich ihm anschloß,[652] mit der er durch Deutschland die Donau abwärts vor Konstantinopel zog. Die ungeduldigen Kreuzfahrer zwangen ihn, sie über den Bosporus zu führen, worauf sie bei Nikäa von den Seldschuken vernichtet wurden (im Oktober 1096). Er schloß sich hierauf dem Kreuzheer des Herzogs Gottfried an. Nach der Eroberung von Jerusalem kehrte er nach dem Abendland zurück und starb 8. Juli 1115 als Prior des von ihm begründeten Augustinerklosters in Huy. Vgl. Hagenmeyer, P. der Eremite (Leipz. 1879).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 652-653.
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