Peter von Amiens

[462] Peter von Amiens, auch Peter der Einsiedler und Cucupeter genannt, der Urheber des ersten Kreuzzuges, war in der Diöces Amiens in der Picardie geboren und soll, des Studirens müde, zu welchem er nicht tüchtig war, Soldat geworden, darauf verheirathet gewesen sein, nach dem Tode seiner Frau aber der Welt entsagt und sich dem Einsiedlerleben gewidmet haben. Als er 1093 das h. Grab besuchte, ward er tief ergriffen, es in den Händen der Ungläubigen und die Christen von ihnen unterdrückt zu sehen, und als auf seine Frage: ob denn keine Hülfe gegen die immer steigende Noth sei? der Patriarch Simon an die mächtigen Nationen des Abendlandes erinnerte, faßte P. den Entschluß, diese zur Befreiung der heiligen Orte aufzufodern. Nach seiner Rückkehr eröffnete er, durch ein Schreiben des Patriarchen eingeführt, dem Papste Urban II. sein Vorhaben, der es billigte und ihm Vollmacht dazu ertheilte. P. durchzog nun, klein und unansehnlich wie er war, schmuzig und widerwärtig anzusehen, elend bekleidet und barfuß auf einem Esel reitend, aber voll Lebhaftigkeit in seinem ganzen Wesen, auch nicht ohne natürliche Beredtsamkeit, ganz Italien und verschiedene Länder jenseit der Alpen, überall die Gemüther mit Begeisterung für eine so theure Angelegenheit erfüllend. Alsbald ward auf der Kirchenversammlung zu Clermont 1096 der Kreuzzug (s.d.) beschlossen und P. eilte mit einem zahlreichen Haufen Abenteurer durch Deutschland und Ungarn nach Konstantinopel voraus, schloß sich aber nach der Niederlage desselben durch die Türken in den Ebenen von Nicäa, dem nachfolgenden Hauptheere unter Gottfried von Bouillon an. Jene Unfälle stimmten jedoch P.'s Begeisterung sehr herab und als das Heer vor Antiochien durch Hunger und Seuchen litt, ward er nur von Tancred an der beabsichtigten Entweichung gehindert und genöthigt zu schwören, das Kreuzheer nie wieder zu verlassen. P. wurde der Gegenstand allgemeiner Verehrung, als mit der Eroberung Jerusalems 1099 das Kreuzheer das Ziel seiner feurigen Wünsche erreicht hatte, war daselbst eine Zeit lang Statthalter, kehrte jedoch bald nach seiner Heimat zurück und starb 1115 in dem von ihm gegründeten Kloster zu Huy.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 462.
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