Amiēns [1]

[417] Amiēns (spr. Amieng), 1) Bezirk im Departement Somme, 190,000 Ew.; 2) Hauptstadt hier an der schiffbaren Somme, Festung. hat Citadelle, öffentliche Bibliothek, Kathedrale (1220 gebaut, 400 Fuß lang, 220 Fuß hoch) mit den Reliquien der Sta. Theodosia, deren Geburtsort A. sein soll, Bischof, Akademie, Collegium, Gemäldesammlung, Appellationsgerichtshof, Ackerbaugesellschaft, Société d'émulation, Kasernen, Börse, Fabriken, bes. in Wollenzeug, Sammet, Alepinen, Gilets, Teppichen, doch auch in Seife, Tapeten, Leder, Seide, Preßspänen, Pasteten; 48,000 Ew. Dabei das ehemalige Augustinerkloster St. Acheul, später Jesuitenerziehungsanstalt, welche vor 1830 über 1000 Zöglinge hatte, doch nach der Julirevolution einging. Geburtsort Ducanges, dem hier 1849 ein Denkmal errichtet wurde. – A. ist das alte Samarobriva, Hauptstadt der Ambianer; schon Cäsar erwähnt es; später ward A. Sitz von Bischöfen. Durch die Erbtochter des Grafen Raoul von Vermandois kam A. an den Grafen Philipp von Elsaß u. von Flandern, der es 1185 dem König Philipp August von Frankreich abtrat. 1435 kam A. durch den Vertrag von Arras an Philipp von Burgund. Ludwig XIV. nahm es wieder ein u. schlug es zur Krone. Am 11. März 1597 wurde es von den Spaniern überrumpelt u. besetzt, aber am 26. Septbr. d. J. von Heinrich IV. nach 4monatlicher Belagerung wieder erobert. Hier am 25. u. 27. März 1802 Friede zwischen England u. Frankreich, welcher den Französischen Revolutionskrieg (s.d.) zeitweilig endigte.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 1. Altenburg 1857, S. 417.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: