Pfeilschwänze

[701] Pfeilschwänze (Schwertschwänze, Xiphosura, Poecilopoda), eine aus wenigen Arten bestehende Gruppe Gliederfüßer von bedeutender Größe, früher zu den Krebstieren gerechnet, neuerdings meist als besondere Abteilung hingestellt oder auch zu den Spinnentieren in Beziehung gebracht. Der große, mit festem Panzer versehene Körper der einzigen lebenden Gattung Limulus (s. Abbildung Molukkenkrebs auf Tafel »Krebstiere I«, Fig. 8) zerfällt in eine sehr umfangreiche Kopfbrust (Cephalothorax, s. d.) und einen daran beweglich eingelenkten Hinterleib, der mit einem langen, ebenfalls beweglichen Stachel endet. Vorn an der Rückenseite des Kopfbrustschildes stehen zwei große Augen von ganz besonderm Bau und zwei Nebenaugen, unten der Mund und um ihn sechs Paar Gliedmaßen, die sowohl zum Kauen als zum Gehen dienen, Weiter nach hinten liegt an der Grenze von Cephalothorax und Hinterleib ein Paar breiter, deckelförmiger Gliedmaßen, und von diesen beschützt sind am Hinterleib noch fünf Paar ebenso breite, aber zartere Gliedmaßen vorhanden, die das Schwimmen und durch die an ihnen befestigten blattförmigen Kiemen auch das Atmen besorgen. Im innern Bau weichen die P. nicht wesentlich von den höhern Krebsen ab. Die Jungen schlüpfen aus dem Ei noch ohne Schwanzstachel und sehen dann den Trilobiten (s. d.) sehr ähnlich (Trilobitenstadium). Die ausgewachsenen Tiere werden gegen 1 m lang, leben im Schlamm an den Küsten von Nordamerika (L. polyphemus), des Indischen Archipels (L. moluccanus, der Molukkenkrebs) und Kaliforniens. Sie sind eßbar; die Schwanzstacheln benutzen die Eingebornen als Lanzenspitzen. Auch versteinert finden sich einige Arten von Limulus sowie andre Gattungen der P. in der Kohle und dem Muschelkalk. Außerdem gehört in die Nähe die lediglich fossile Gruppe der Merostomata oder Eurypteriden (Gigantostraken) aus dem Silur und Devon, die zusammen mit den Pfeilschwänzen als Palaeostraca bezeichnet werden.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 701.
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