Pflanzenbau

[718] Pflanzenbau (besonderer Pflanzen- oder Ackerbau, Phytotechnik), jener Teil der Landwirtschaftslehre, der die allgemeinen Grundsätze der Ackerbaulehre für jede einzelne Kulturpflanze näher auszuführen und die Kulturmethode anzugeben hat, mit der (von dem wirtschaftlichen Vorteil abgesehen) der höchste Rohertrag zu erzielen ist. Die Kulturmethode richtet sich vor allem nach jenem Teile der Pflanze, der das zu nutzende Produkt liefert, und dessen vollkommenste Entwickelung daher anzustreben ist. Da vielfach Pflanzen verschiedener botanischer Art die gleichen nutzbaren Teile besitzen, so werden im P. dieselben in Gruppen zusammengefaßt und deren Kultur dann gemeinschaftlich der Erörterung unterzogen. Als solche Gruppen unterscheidet z. B. Krafft unter Anführung der nutzbaren Teile die folgenden: 1) Mehlfrüchte (Kultur stärkemehlreicher Früchte); 2) Hülsenfrüchte (Kultur proteinstoffreicher Samen); 3) Ölfrüchte (Kultur ölhaltiger Samen); 4) Gewürzpflanzen und Hopfen (Kultur Riechstoffe liefernder Pflanzenteile); 5) Farbepflanzen (Kultur farbstoffliefernder Pflanzenteile); 6) Blattpflanzen (Kultur alkaloid- oder proteinstoffreicher Blätter); 7) Gespinstpflanzen (Kulturbastreicher Stengel); 8) Knollen- und Wurzelpflanzen (Kultur stärkemehlhaltiger Knollen und rohrzuckerhaltiger Wurzeln); 9) Futterpflanzen (Kultur der gesamten grünen Pflanze); 10) Gründüngungspflanzen (Kultur der ganzen Pflanze). – Die Lehre vom P. behandelt zunächst die wirtschaftliche Bedeutung der Pflanzengruppe und führt hierauf die Kultur der einzelnen, zur Gruppe gehörenden Kulturpflanzen näher aus. Sie ermittelt die Arten, Spielarten und Sorten, behandelt die Entwickelungsgeschichte, die Wachstumsbedingungen, die Aufschluß über Verbreitung, Ansprüche an Boden und Klima und deren Einfluß auf die Abänderung der Pflanze geben, bespricht die Vorfrucht und Vorbereitung (Bestellung und Düngung) und schließlich die Saat (Auswahl des Saalgutes, Samengewinnung, Samenwechsel, Samenzüchtung, Saatzeit,-Methode,-Menge, Unterbringung des Samens), Pflege (Schutz gegen schädliche Witterung, Bodenzustände, Tiere und Pflanzen) und Ernte (Zeitpunkt, Ausführung, Ernteertrag). Vgl. Krafft, Pflanzenbaulehre (7. Aufl., Berl. 1903); Blomeyer, Die Kultur der landwirtschaftlichen Nutzpflanzen (Leipz. 1889–91, 2 Bde.); s. auch Literatur bei den einzelnen Pflanzengruppen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 718.
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