Plattfuß

[28] Plattfuß (Pes planus). Verunstaltung des Fußes, wobei der innere Knöchel sehr hervorragt, tiefer steht, unter dem äußern Knöchel eine mehr oder weniger bedeutende Vertiefung sich bildet, die natürliche Wölbung des Fußrückens und die Aushöhlung der Fußsohle und des innern Fußrandes verloren gehen und der Fuß mit der ganzen Fläche der Sohle gleichstark den Boden berührt. Beim Gehen richten die Plattfüßigen die Kniee nach innen, die Füße nach aus;en, so daß sie am meisten mit dem innern Fußrand auftreten. Der P. verursacht leicht Ermüdung, Schmerzen beim Gehen, Anschwellung der Füße um die Knöchel und Wundwerden der Fußsohlen. Aus diesem Grunde sind auch die mit ausgebildetem P. Behafteten zum Militärdienst nicht tauglich. Fortgesetzte Anstrengung des Plattfußes führt zu chronischer [28] Entzündung der Fußgelenke. Der P. ist angeboren und zeigt sich in verschiedenem Grade gleich nach der Geburt, oder er entwickelt sich später, seltener beim weiblichen Geschlecht und bei Kindern unter zehn Jahren. Beim erworbenen P. besteht wahrscheinlich eine Disposition zu dem Übel, die bei Anstrengung durch Stehen, Gehen etc. zur Deformität selbst führt. In manchen Familien und vielfach bei dem semitischen Völkerstamm ist der P. erblich. Auf seine Entwickelung haben anhaltendes Stehen und manche Gewerbe (Schlosser, Bäcker, Kellner) Einfluß. Zur Heilung des Plattfußes dient längerer Gebrauch von Schienenapparaten oder mit solchen verbundenen Stiefeln oder die längere Feststellung des in richtige Lage gebrachten Fußes durch einen Gipsverband. Für leichtere Fälle genügt ein passender Schnürstiefel mit etwas erhöhtem Absatz und keilförmig erhöhtem innern Fußrand. Plattfußeinlagen, d. h. Sohten von richtiger, der normalen Fußwölbung entsprechender Krümmung, die in den Stiefel eingeschraubt werden, sind zweckmäßig, wenn sie jeweils nach dem kranken Fuß (über Gipsabguß) genau geformt sind. Schwere Fälle werden mit Erfolg operativ behandelt. Vgl. Lücke, Über den sogen. entzündlichen P. (Leipz. 1872); Lorenz, Die Lehre vom erworbenen P. (Stuttg. 1883); Eichenwald, Der P. (militärärztlich, Wien 1896); Schiff, Über die Entstehung und Behandlung des Plattfußes im jugendlichen Alter (Berl. 1904).

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Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 28-29.
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