Portalis

[164] Portalis (spr. -līs), Jean Etienne Marie, franz. Jurist, geb. 1. April 1745 in Bausset (Var), gest. 25. Aug. 1807, trat 1766 in Aix als Advokat auf, ward 1793 in Paris als verdächtige Person verhaftet, wirkte sodann, durch den Sturz Robespierres wieder in Freiheit gesetzt, in der Hauptstadt als Rechtsanwalt und wurde 1795 Mitglied des Rates der Alten und 1796 Präsident desselben. Mit seinem Rednertalent unterstützte er die gemäßigte Partei und bekämpfte das Verfahren des Direktoriums. Nach dem 18. Fructidor wurde er zur Deportation nach Guayana verurteilt, doch entkam er nach Holstein. Nach dem 18. Brumaire nach Frankreich zurückgekehrt, ward er von Napoleon I. zum Gouvernementskommissar des Prisengerichts ernannt. Als Mitglied des Staatsrats, in dem er 1801 Sitz und Stimme erhielt, war er einer der Redakteure des Code civil. Nachdem er für die Ordnung der kirchlichen Angelegenheiten und den Abschluß des Konkordats mit dem Papste tätig gewesen, wurde er 1803 von Napoleon zum Senator, 1804 zum Kultusminister ernannt, als solcher eine Stütze der monarchischen Staatsform. Er ward im Panthéon beigesetzt. Außer seinen interessanten »Discours, rapports et travaux inédits sur le Code civil« (Par. 1844) und »Discours etc. sur le concordat de 1801« (das. 1845), die nach seinem Tode von Frédéric P. veröffentlicht wurden, hinterließ P. das Werk »De l'usage et de l'abus de l'esprit philosophique durant le dix-huitième siècle« (das. 1820; 3. Aufl. 1833, 2 Bde.). Vgl. Lavollée, P., sa vie et ses œuvres (Par. 1869).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 164.
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