Putzbau

[470] Putzbau, im Gegensatz zum Backstein- und Werksteinbau diejenige Bauweise, bei der das Äußere des aus Backsteinen oder Bruchsteinen aufgeführten Bauwerkes mit Putz bekleidet ist, sei es mit oder ohne Hinzunahme von Stuck. Meist wird das Ganze sodann mit Kalk- oder Ölfarbe gestrichen. Hiermit ist freilich gedankenloser Nachahmung des Werksteinbaues Tür und Tor geöffnet; es entstehen jene ungesunden,[470] protzenhaften Fronten, an denen unser neuzeitliches Bauwesen, namentlich in den Großstädten, krankt. Gesunder und charakteristischer ist ein P., der nicht nur in der ganzen architektonischen Komposition auf die Putztechnik berechnet, im wesentlichen also Flächenbau ist, sondern bei dem unter Vermeidung des Stuckes auch die Verzierungen in einer Putztechnik (frei angetragenes Flachrelief in Kalkmörtel, Kratzmuster, Sgraffito etc.) hergestellt werden. Da die Schmuckform hierbei zurücktritt, wird, namentlich in südlichen Klimaten, gern die Farbe zu mehr oder minder reicher Entfaltung (einfache Ausgründungen bis zu reichstem Freskoschmuck) herangezogen. Bei den verhältnismäßig engen Grenzen eines gesunden Putzbaues hat der gemischte P. häufige Anwendung gefunden, d. h. eine Bauweise, bei der nur die Flächen geputzt, die Gesimse, Fenster- und Türeinfassungen, Stützen etc. in Werkstein oder Backstein hergestellt werden. Während der gemischte Putz- und Backsteinbau an einer gewissen Derbheit leidet und sich deshalb mehr für reine Nutzbauten, ländliche Bauten u. dgl. eignet, ist die Verbindung von geputzten Flächen mit Werksteingliederungen fast so hoher Vervollkommnung fähig wie der reine Werksteinbau. Sie wird heutzutage im gediegenen Privatbau sowohl als im öffentlichen Bauwesen, soweit es sich bei letzterm nicht gerade um Monumentalbauten handelt, mit Vorliebe angewandt. Zum gemischten P. im weitesten Sinne kann man auch den Fachwerkbau mit geputzten Gesachen, schließlich auch den Monierbau und ähnliche Bauweisen rechnen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 470-471.
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