Raffaëlli

[569] Raffaëlli, Jean François, franz. Maler, Bildhauer und Radierer, geb. 20. April 1850 in Paris, war zuerst Sänger, dann Schüler von Gérôme und trat zuerst 1870 mit einer Landschaft hervor, auf die in den Salons der nächsten Jahre Bilder wie der Bettler, die schwarze Zauberin, Bauern aus Plougasnou, die Familie des Bauern Jean le Boiteux etc. folgten. Nachdem er sich eine Zeitlang an die Impressionisten angeschlossen hatte, fand er seit dem Anfang der 1880er Jahre sein eigentliches Feld in der scharf charakterisierenden Darstellung von Leuten aus dem Volke, für die ihm die Arbeiter, kleinen Rentner, Invaliden, Stromer und Lumpensammler aus der Umgegend von Paris als Modelle dienten. Eine größere Ausstellung seiner Werke aus dem Jahre 1884, in deren Katalog er sein Ideal des »Beau caractériste« temperamentvoll verfocht, machte ihn allgemein bekannt. Das Luxembourg-Museum besitzt von ihm: auf dem Wege der Genesung, in Erwartung der Hochzeitsgesellschaft und eine Ansicht von Notre-Dame. Er hat auch vortreffliche Bildnisse, darunter das von Edmond de Goncourt (Museum in Nancy) und das seiner Tochter Marguerite als Brautjungfer, mehrere Skulpturen und viele farbige Radierungen geschaffen. Seine Erfindung, mit Ölfarbenstiften zu malen, erregte eine Zeitlang Aufsehen. Er lebt in Paris.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 569.
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