Ranunkūlazeen

[600] Ranunkūlazeen (Ranunkelgewächse, Hahnenfußpflanzen), dikotyle Familie aus der Ordnung der Polykarpen, meist Kräuter mit wechselständigen, oft am Grunde scheidigen, meist handförmig gespaltenen oder geteilten, selten ganzen Blättern ohne Nebenblätter und mit zwitterigen, bisweilen durch Fehlschlagen eingeschlechtigen, regelmäßigen oder zygomorphen Blüten, die entweder einzeln, endständig und dann oft zu Wickeln verkettet oder in Rispen vereinigt sind. Die äußere Blütenhülle (Kelch) besteht aus 3–6 grünen oder blumenartig gefärbten, freien Blättern mit dachziegelförmiger oder klappiger Knospenlage. Die Blumenblätter fehlen häufig; wo sie vorhanden, stehen sie auf dem Blütenboden meist in gleicher Anzahl und abwechselnd mit den Kelchblättern; sie sind einander gleich oder ungleich, genagelt, bald flach, bald an der Basis röhrenförmig oder kapuzen- oder sackförmig bis gespornt oder zweilippig, in letztern Fällen mit Nektarium in der Vertiefung (Honigblätter). Die zahlreichen Staubgefäße stehen auf dem Blütenboden. Jede Blüte enthält mehrere, aus einem einzigen Fruchtblatt gebildete, mit einfacher Narbe versehene Fruchtknoten, entweder in mäßiger Anzahl und dann quirlständig und mit mehreren Samenanlagen in zwei Reihen an der Bauchnaht, oder in großer Anzahl und dann spiralig übereinander auf einem halbkugeligen oder verlängerten, zylindrischen Blütenboden und gewöhnlich nur mit einer einzigen Samenknospe. Im letztern Falle sind die Früchte einsamige Achenien, im erstern mehrsamige, freie oder in der Mitte verwachsene, an der Bauchnaht mit einer Längsspalte aufspringende Kapseln, seltener Beeren. Die Samen enthalten einen kleinen Keimling in reichlichem, öligem Nährgewebe. Die Familie zählt gegen 1200 Arten und ist zwar über die ganze Erde verbreitet, in der größten Artenzahl aber in den gemäßigten und kältern Gegenden der nördlichen Halbkugel, sehr reichlich in Europa vertreten. Sie zerfällt in die Gruppen der Päonieen (Paeonia, Hydrastis), Helleboreen (Caltha, Trollius, Helleborus, Eranthis, Isopyrum, Coptis, Actaea, Delphinium, Aconitum) und Anemoneen (Anemone, Pulsatilla. Clematis, Myosurus, Ranunculus, Thalictrum. Adonis). Manche Arten, wie besonders von Helleborus, Aconitum, Hydrastis, enthalten giftige, arzneilich verwendete Alkaloide. Mehrere Arten von Clematis, Anemone, Ranunculus, Delphinium, Aconitum und Paeonia sind beliebte Zierpflanzen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 600.
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