Kelch [1]

[820] Kelch (lat. Calix), ein Trinkgeschirr in der Form eines umgekehrten, abgekürzten Kegels oder einer Halbkugel (cuppa), mit einem hohen, durch einen Knauf (nodus) gegliederten Schaft und breitem Fuß, der rund oder vieleckig ist oder im Grundriß einen Drei-, Vier- oder Sechspaß bildet. Der K., dessen Form die ältesten Christen von den Juden und Römern übernahmen, ist am üblichsten als Trinkgeschirr bei der Feier des Abendmahls; daher auch die Benennung Abendmahlskelch. Ursprünglich hatte man nur einen K. Als die Gemeinden sich vergrößerten, führte man neben dem Altarkelch, in dem der Geistliche den Wein konsekrierte, noch einen zweiten zur Verteilung des Blutes Christi an die Kommunikanten ein. Diese Kelche waren zur bessern Handhabung mit Henkeln versehen. Anfangs waren sie von Holz, dann von Glas, Ton, Erz, Marmor, Horn, Zinn, Kupfer, Silber oder Gold, bisweilen auch von Onyx und Elfenbein. Gläserne Kelche, zu denen gläserne Patenen, Schalen zum Darbieten des heiligen Brotes und zum Bedecken der Kelche, gehörten, waren im christlichen Altertum am meisten üblich. Die angeblich von Christus beim Abendmahl gebrauchten Kelche aus Glas (der sogen. Gral) und Achat, die in Genua und Valencia aufbewahrt wurden, sind unecht. Schon die ältesten gläsernen Kelche wurden mit Darstellungen (Bildern des guten Hirten) und Ornamenten versehen, noch reicher die aus unedlem und edlem Metall, das noch mit Edelsteinen, Perlen und Email verziert wurde. Später versah man die Kelche auch mit Inschriften, wofür der Tassilokelch (s. d.), der älteste uns erhaltene, ein Beispiel bietet. Im römischen Mittelalter wurden die Kelche mit Brustbildern Christi, der Evangelisten und von Heiligen geschmückt, an deren Stelle später ganze Figuren (z. B. Christus am Kreuz) traten. In der gotischen Epoche wurden Cuppa, Nodus und Fuß reich mit Maß- und Laubwerk und durchbrochenem Ornament überzogen, das noch mit kleinen Figuren belebt wurde. Die Renaissance brachte es zu keiner eigenartigen Ausbildung des Kelches. Nur wurde die Cuppa am Rande ausgeschweift. Dem heiligen Gebrauch wird der K. übergeben durch die Kelchweihe, die bei den Katholiken der Bischof verrichtet; nach der Weihe darf der K. nur von ordinierten Priestern mit bloßen Händen angegriffen werden. Abbildungen s. Tafel»Goldschmiedekunst«, Fig. 5 u. 11. Vgl. Giefers, Über den Altarkelch (Paderb. 1856).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 820.
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