Rudersport

[230] Rudersport, der Betrieb des Ruderns zur Stärkung und harmonischen Entwickelung des Körpers durch geeignete Leibesübung. Man benutzt beim R. Boote, meist aus Mahagoniholz, die 1,2,4,6 und 8 Ruderer mit oder ohne Steuermann aufnehmen, und erstrebt größte Geschwindigkeit auf kurze Entfernung (2–4000 m) oder Ausdauer bei größerer Entfernung.

Fig. 1. Ausleger.
Fig. 1. Ausleger.

Die Rennboote sind lang und leicht und zur Erzielung größerer Geschwindigkeit nur so breit, daß die Ruderer darin sitzen können. Dies bedingt die Anwendung von Auslegern (outriggers, Fig. 1), eisernen Gestellen, die dem Riemen (Ruder) zum Auflagepunkt dienen, während der Riemen bei Dollenbooten auf der Bordwand ruht. Gigs sind größere Boote aus mindestens zehn ziemlich gleich breiten Planten tunkerartig gebaut mit Außenkiel. Alle Boote mit Ausnahme der Gigs haben bewegliche Sitze (Gleit- oder Rollsitze), d.h. der Sitz rollt bei jeder Bewegung des Ruderers auf Schienen vor- und rückwärts. Dadurch wird der Ruderschlag verlängert und die Beinkraft besser verwertet, während bisher beim Rudern hauptsächlich der Oberkörper in Tätigkeit kam.

Fig. 2. Querschnitt des Auslegerbootes.
Fig. 2. Querschnitt des Auslegerbootes.

Der Ruderer sitzt in dem offenen, durch ein Dollbord oder Setzbord nach oben begrenzten, sehr langen und schmalen Boot, dessen Querschnitt Fig. 2 veranschaulicht, flach auf dem dicht über dem Boden lagernden Gleitsitz und stemmt die Beine gegen ein Stemmbrett. Die eigentlichen Rennboote sind Auslegerboote, bei denen jeder Ruderer nur einen Riemen bewegt, oder Scullers (Skiffs, Doppelruderboote), bei denen er mit zwei Riemen arbeitet. Je nach der Anzahl der Riemen heißen erstere Vierer, Sechser oder Achter. Eine Abart des eigentlichen Ruderbootes ist das Kann, ein ganz kleines, nur für eine Person bestimmtes Fahrzeug, das an die Boote der Grönländer erinnert und mit einer Doppelpagaie (s. Pagaien) fortbewegt wird. Die Ausbildung einer Rudermannschaft, die bei Wettruderfesten auftreten soll, ist sehr langwierig und erfordert Ausdauer und Kraft. Täglich mehrere Stunden mit größter Anstrengung rudern, eine Kost, die Fettbildung ausschließt, Vermeidung jedes schwächenden Genusses, besonders des Alkohols, sind erforderlich. Geschwindigkeiten, die mit guten Regattabooten erzielt worden sind:

Tabelle

Die Übungen gipfeln in den Wettfahrten, den Ruderregatten (s. Regatta) und dem Tourenrudern. Der R. ist sehr verbreitet, da sich fast jeder Flußlauf und jeder größere See dazu eignet; er ist im Binnenlande mehr vertreten als an der See, weil der Seegang den leichten, flachen Regattabooten zu große Gefahren bietet. Alle größern Ruderklubs besitzen eigne Häuser (Bootshäuser) zur Aufbewahrung des kostbaren Materials und zu sportlichen Zwecken. Dem 1883 gegründeten Deutschen Ruderverband gehörten 1906: 19 Regatta- und 205 Rudervereine mit 35,227 Mitgliedern an; alle zwei Jahre wird ein Rudertag abgehalten, um über einheitliche Wettfahrtbestimmungen, planmäßige Verbreitung des Rudersports, Veranstaltung von Regatten und über deutsches Meisterschaftsrudern zu beschließen. Unabhängig vom Deutschen Ruderverband bestehen noch 4 Regatta- und 50 Rudervereine mit etwa 2300 Mitgliedern und 49 Schülerrudervereine. Vgl. Silberer, Handbuch des Rudersports (3. Aufl., Wien 1897); Gusti, Katechismus des Ruder- und Segelsports (Leipz. 1898); Scheibert, Der R. (das. 1902); Borrmann, Die Kunst des Ruderns (2. Aufl., Berl. 1907); Keller, Hip, Hip, Hurra' Führer für Ruderer, Segler und Dampferbesitzer auf den Gewässern Deutschlands (das. 1897); Sherwood, Oxford-Rowing. History of boat-racing at Oxford (Lond. 1900), »Wassersportalmanach« (Wien) und die in Berlin erscheinende Zeitschrift »Wassersport«.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 230.
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