Segelsport

[282] Segelsport (hierzu Tafel »Segelsport« mit Text), das Befahren der Flüsse, Seen und der Meere aus Liebhaberei mit besonders dazu hergerichteten Segelfahrzeugen. Die ersten Anfänge des Segelsports sind in Holland zu suchen, von wo die ersten Luftsegelfahrzeuge zu Anfang des 17. Jahrh. nach England eingeführt wurden. Zu Anfang des 18. Jahrh. wurde in Cork (Irland) von reichen Leuten der erste Segelklub (Cork Harbour Water Club) gegründet. Ihm folgten erst langsam, von der Mitte des 19. Jahrh. ab schneller, ähnliche Gesellschaften in England, und in den 1850er Jahren entstanden auch in den Vereinigten Staaten von Nordamerika sowie auf dem europäischen Festlande Segelklubs, die sich auch Jachtklubs nennen. In England bestehen jetzt etwa 300 Vereine segelsportlicher Art, deren Mitglieder etwa 5000 Jachten besitzen im Werte von vielen Millionen Mark. Auch auf dem europäischen Festlande bestehen in fast allen Staaten Jachtklubs, vornehmlich in Frankreich, Dänemark, Schweden, Norwegen, in den Niederlanden und in Italien. In Deutschland wurde das Segeln sportgemäß zuerst in Hamburg betrieben, von wo es sich nach Berlin verpflanzte, in welcher Stadt sich zu Anfang der 1840er Jahre auch der erste Segelklub, die Tavernengesellschaft, gebildet hatte. Der älteste noch jetzt bestehende Segelklub ist der 1855 gegründete Klub Rhein Königsberg i. Pr. 1904 gab es in Deutschland 43 Segelvereine mit 7766 Mitgliedern, und zwar 10 in Berlin, 3 in Hamburg, 2 in Bremen, 2 in Königsberg,[282] 2 in Lübeck, 2 in München, 2 in Friedrichshagen, und je einen in Blankenese, Brandenburg a. H., Danzig, Eckernförde, Flensburg, Kiel, Köln, Lindau im Bodensee, Magdeburg, Memel, Neuruppin, Nieder-Walluf, Potsdam, Prenzlau, Rostock, Schwerin, Stettin, Tilsit, Wiesbaden und Wismar. 1888 haben die hervorragendsten Vereine gemeinsam den Deutschen Seglerverband gegründet, dem jetzt 36 Vereine mit etwa 800 Jachten angehören. Im ganzen betrug 1904 die Zahl aller in Deutschland vorhandenen sportlichen Luftsegelfahrzeuge 1234; da etwa 400 Jachtsegler keinem Verband angehören, kann man für Anfang 1904 in Deutschland auf 8200 Jachtsegler mit 1400 Fahrzeugen rechnen. Der Deutsche Seglerverband hat einheitliche Regelung des Wettfahrwesens angestrebt und auch erreicht, daß jetzt überall in Deutschland, Dänemark, Norwegen und zum Teil auch in Schweden und Österreich gleiche Regeln und Gesetze gelten. Ihm ist ein Teil des Aufschwungs des deutschen Segelsports seit Anfang der 1890er Jahre zu verdanken, noch mehr aber der lebhaften Unterstützung und Anregung des Kaisers Wilhelm II., der sich an die Spitze des kaiserlichen Jachtklubs (Kiel) stellte und an den Segelregatten in Großbritannien und Deutschland mit seinen eignen großen Jachten teilnahm sowie zahlreiche Preise für Wett segeln stiftete. In fast allen Ländern ist dem S. eine Reihe von Vorrechten eingeräumt, die hauptsächlich in Befreiung von Zollförmlichkeiten und Hafenabgaben, auch in der Verleihung einer besondern Jachtflagge bestehen. Vgl. Regatta. Weiteres s. auf bei folgender Tafel. Vgl. Muchall-Viebrook, Seglers Handbuch (2. Aufl., Berl. 1897); Gusti, Katechismus des Ruder- und Segelsports (Leipz. 1898); Scheibert, Der S. (das. 1901); »Seglers Taschenbuch« (3. Aufl., Berl. 1903); Stöwer, Der deutsche S. (Leipz. 1905); Wochenschrift »Wassersport« (Berl., seit 1883); Monatsschrift »Die Yacht« (das., seit 1904); »Jahrbuch des Deutschen Seglerverbandes« und »Wassersport-Almanach« (das.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 282-283.
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