Bremen [2]

[376] Bremen, ehemaliges Herzogtum (säkularisiertes Erzstift), jetzt ein Bestandteil der preuß. Provinz Hannover, das mit dem Hochstift Verden und dem Lande Hadeln den Regierungsbezirk Stade bildet und im N. an die Nordsee und die Elbe (Grenze von Holstein), im O. an Lüneburg und Verden, im S. an Hoya und das braunschweigische Amt Thedinghausen, im W. an das Gebiet der Freien Stadt B. und das Land Hadeln grenzt. Die 5176 qkm große Landschaft bildet eine Heide- und Moorebene, die von ihren zwei Hauptströmen, Elbe und Weser, mit fruchtbarem Marschland beschenkt worden ist. Der westliche Küstenstrich längs der Watte der Nordenweser heißt das Land Wursten, der Strich zwischen Oste und Elbmündung, im N. von Stade, Kehdingen (im W. durch das große Kehdinger Moor begrenzt) und[376] das Uferland von Hamburg an der Estemündung das Alte Land. Die noch etwa 275 qkm umfassenden Moorstrecken werden allmählich durch Kolonisation in Wiesen und Ackerland verwandelt. Der Haupterwerb besteht in Ackerbau und Viehzucht (treffliche Pferde) nebst Torfstecherei und Schiffahrt. Die Landschaft zählt etwa 246,000 Einw. Landeswappen: zwei kreuzweise gelegte silberne Schlüssel in Rot.

Die bremischen Ebenen, im Mittelalter häufig Wigmodien genannt, wurden von Karl d. Gr. erobert, der 788 einen Bischof für diese Gegenden einsetzte. Unter Ansgar (s.d.) wuchs die Bedeutung des Bistums, Papst Nikolaus I. schied es 864 aus dem Kölner Metropolitanverband aus und überwies es dem Erzstift Hamburg, das fortan mit B. vereinigt war. 966 erwarb Erzbischof Adeldag, Ottos I. vertrauter Ratgeber, für sein Stift die Immunität. Der berühmteste unter den Erzbischöfen ist Adalbert I. (1043–72, s. Adalbert 2), der vergeblich die Errichtung eines nordischen Patriarchats mit zwölf Suffraganbistümern erstrebte. 1223 wurde endgültig das Erzbistum von Hamburg nach B. übertragen. Unter Erzbischof Christoph, Herzog von Braunschweig-Lüneburg (1511–1558), fand die Reformation in B. Eingang. Der letzte erwählte Erzbischof war Friedrich, Prinz von Dänemark, der aber 1645, ehe er zur Regierung kam, vertrieben wurde und als König Friedrich III. (1648) den dänischen Thron bestieg. Durch den Westfälischen Frieden kam B. mit Verden als Herzogtum mit der Hauptstadt Stade an Schweden und wurde von den Dänen, die dasselbe im nordischen Kriege 1712 besetzt hatten, 1715 durch Kauf an Hannover abgetreten, was Schweden durch den Frieden von Stockholm 20. Nov. 1719 gegen 1 Mill. Taler anerkannte. Von 1803–1806 in französischer Gewalt, kam das Land auf kurze Zeit an Preußen, ward dann ein Teil des Königreichs Westfalen, später des Departements der Wesermündungen, bis es 1814 an Hannover zurückfiel. Vgl. Kobbe, Geschichte und Landesbeschreibung der Herzogtümer B. und Verden (Götting. 1825, 2 Tle.); Lappenberg, Geschichtsquellen des Erzstifts und der Stadt B. (Brem. 1841); Wiedemann, Geschichte des Herzogtums B. (Stade 1866, 2 Bde.); Dehio, Geschichte des Erzbistums Hamburg-B. (Berl. 1877, 2 Bde.); Diercke und Schröder, Heimatskunde der Herzogtümer B. und Verden (Stade 1880); »Archiv des Vereins für Geschichte und Altertümer der Herzogtümer B. und Verden und des Landes Hadeln« (das. 1862–86, 11 Bde.); G. v. d. Osten, Geschichte des Landes Wursten (1. Teil, Bremerhav. 1900).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 376-377.
Lizenz:
Faksimiles:
376 | 377
Kategorien: