Jacht

[122] Jacht (engl. yacht), einmastiges nordisches Küstenfahrzeug, scharf gebaut, mit langem Klüverbaum und hohem Hinterschiff, führt Gaffel-, Topp-, Bram- und Stagsegel mit Klüvern. Vor dem Winde schlecht segelnd, liegen die Jachten meist gut beim Winde. Die I., auf der Ostsee und besonders den dänischen Inseln gebräuchlich, hat durchschnittlich 60–100 Ton. Gehalt. In England baute man früher ähnliche Schnellsegler für den Post- und Depeschendienst bei der Marine. Um die Mitte des 19. Jahrh. wurde die Bezeichnung I. auf Fahrzeuge zum Luftsegeln übertragen, die ursprünglich als Segelschuner mit scharfen Wasserlinienformen in Amerika und England gebaut wurden und um 1851 große Erfolge als Schnellsegler errangen. Erst gegen Ende des 19. Jahrh. bemühte man sich, Lustjachten solche Formen zu geben, die den Reibungswiderstand, der von der Größe der eingetauchten Oberfläche des Rumpfes abhängig ist, mindern. Um große Segelfläche tragen zu können, mußte zugleich die Standfestigkeit (Stabilität) so groß wie möglich gemacht werden. Dies geschah durch schwere und tiefgetauchte Bleikiele. Neben den tiefgehenden Kielbooten entstanden zunächst auf Binnenseen flache Schwertboote, aus denen sich schließlich als besonders tüchtige Renner die Wulstkielboote entwickelten, mit kanoeartigem Rumpf, aber einem tief unter dem Boot an einer Kielplatte befestigten Bleiwulst als Kiel. Neben den grotesken Formen der Rennjachten baut man nach wie vor Lustjachten in der alten bewährten Klipperform, die hauptsächlich seetüchtig und für längere Reisen wohnlich eingerichtet sind, deshalb auch Kreuzerjachten genannt werden. Näheres vgl. Segelsport. – Auch kleine, für den Privatgebrauch von Fürsten und reichen Sportsfreunden bestimmte, besonders elegant gebaute Dampfer mit luxuriöser Ausstattung werden Jachten genannt (vgl. Dampfjacht). Die Kaiserjacht Hohenzollern (s. Deutschland: Schiffsliste, Bd. 4, bei S. 792) ist zugleich als Depeschenschiff im Kriege bestimmt. Die neueste, für Gesellschaftsreisen in allen Meeren bestimmte Dampfjacht der Hamburg-Amerika-Linie Meteor ist 98 m lang, 13 m breit, hat 8,8 m Raumtiefe und 4250 Registertonnen (12,000 cbm) Raumgehalt. Mit ihren Doppelschraubenmaschinen von 1550 Pferdekräften läuft sie 111/2 Seemeilen stündlich, welche Geschwindigkeit für bequeme Erholungsreisen völlig ausreicht. Das Schiff ist als Dreidecker mit Mittschiffsaufbau gebaut, hat 6 Querschotten und bietet in sehr behaglichen Kammern Raum für 300 Reisende erster Kajüte (andre Reisende werden nicht an Bord genommen).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 122.
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