Prenzlau

[277] Prenzlau, Kreisstadt im preuß. Regbez. Potsdam, Hauptstadt der Uckermark, am Ausfluß der Ucker aus dem 1133 Hektar großen, fischreichen Unteruckersee, mit mehreren Bahnhöfen Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Angermünde-Stralsund und P.-Löwenberg sowie mehrerer Kleinbahnen, 30 m ü. M., hat 5 evang. Kirchen (darunter die gotische Marienkirche, 1293–1340 erbaut, jetzt restauriert), eine kath. Kirche, ein baptistisches Bethaus, Synagoge, Teile der alten Stadtbefestigung mit eigentümlichen Türmen, wie dem Stettiner Tor-, dem Hexen- und dem Mittelturm, ein Rathaus mit Archiv, ein schönes gotisches Kreishaus, ein Kriegerdenkmal, ein[277] Reiterstandbild Kaiser Wilhelms I., Denkmäler Bismarcks und Moltkes (sämtlich modelliert von Professor Schilling), ein Standbild Luthers (modelliert von Rietschel) und ein Denkmal des frühern Oberbürgermeisters und Präsidenten des preußischen Abgeordnetenhauses Grabow. Die Einwohner, deren Zahl sich (1905) mit der Garnison (2 Bataillone Infanterie Nr. 64) auf 20,929 beläuft (davon 969 Katholiken und 315 Juden), betreiben meist Ackerbau; sonst hat P. noch eine Zuckerfabrik, 2 Eisengießereien, Gasmesser-, Margarine-, Milchzucker-, Luxuspapier-, Schuh- und Zigarrenfabrikation, eine Dampfmühle, Bierbrauerei, Molkerei und Fischerei.

Wappen von Prenzlau.
Wappen von Prenzlau.

Der Handel, in der Hauptsache Getreide- und Viehhandel, wird unterstützt durch eine Reichsbanknebenstelle. P. hat ein Gymnasium (schon 1543 genannt), ein evang. Schullehrerseminar, eine Molkereilehranstalt, ein Museum, eine Landarmen- und Korrigendenanstalt, ein Mädchenfürsorgeheim und ist Sitz eines Hauptsteueramts und der Uckermärkischen Ritterschaftsdirektion. Zum Landgerichtsbezirk P. gehören die zwölf Amtsgerichte in Angermünde, Brüssow, Eberswalde, Freienwalde a. O., Lychen, Oderberg, P., Schwedt, Strasburg i. U., Templin, Wriezen und Zehdenick. – P., zuerst 1188 urkundlich erwähnt, erhielt 1235 Stadtrecht und kam 1250 mit der ganzen Uckermark (s. d.) an Brandenburg, das seinen Besitz gegen Mecklenburg und vor allem Pommern (bis 1415) erkämpfen mußte und zeitweilig verlor. Am 28. Okt. 1806 ergab sich hier das auf dem Rückzug begriffene, 11,800 Mann starke preußische Korps unter dem Fürsten von Hohenlohe nach einem unglücklichen Gefecht an die Franzosen unter Murat. Vgl. Ziegler, P., die ehemalige Hauptstadt der Uckermark (Prenzl. 1886); »Arbeiten des uckermärkischen Museums- und Geschichtsvereins« (das. 1898 ff.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 277-278.
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