Samenkontrollstationen

[522] Samenkontrollstationen, Einrichtungen zum Schutz des Land-, Forstwirts und Gärtners gegen Mißstände auf dem Samenmarkt (s. Samenhandel). Vorschriftsmäßig gezogene Durchschnittsproben gekaufter Saatwaren (nicht Offertmuster) werden von den Käufern eingesandt und seitens der Kontrollstation auf ihre Echtheit, Reinheit und prozentische Keimkraft, Kleesamen auch auf etwaiges Vorhandensein von Samen der Kleeseide (Cuscuta), nach einer mäßigen Taxe geprüft. Mit Samenhändlern sind Verträge zu schließen, wonach sie sich zur Lieferung echter, reiner und in einem jedesmal namhaft zu machenden Prozentsatz keimungsfähiger Saatware, unter Ersatz eines von der Kontrollstation erwiesenen Unterwertes, verpflichten. Durch Nachuntersuchung der gekauften Ware allein vermag der Käufer sich vor Nachteilen zu sichern. Die Samenkontrolle ist sonach, der Natur des Samengeschäfts entsprechend, wesentlich auf eine technische Beihilfe zum Selbstschutz des Konsumenten beschränkt. 1869 wurden die S. durch Nobbe in Tharandt eingeführt, heute gibt es in allen Kulturstaaten viele hundert; ein Verzeichnis der S. s. in Mentzels »Landwirtschaftlichem Hilfskalender«. Vgl. Nobbe, Handbuch der Samenkunde (Berl. 1876) und Technische Vorschriften für die Samenprüfungen (das. 1896); Harz, Landwirtschaftliche Samenkunde (das. 1885, 2 Bde.); Stebler, Die schweizerische Samenkontrollstation am eidgenössischen Polytechnikum in Zürich (Aarau 1880) und Samenfälschung und Samenschutz (Zürich 1878); Wollny, Untersuchungen über die Wertbestimmung der Samen als Saat- und Handelsware (Götting. 1877); Weinzierl, Jahresberichte der Samenkontrollstation etc. in Wien (Wien, seit 1887), Regeln für landwirtschaftliche Lagerhausgenossenschaften beim Ankauf von Sämereien und Kraftfuttermitteln (das. 1900) und Regeln und Normen für die Benutzung der S. in Wien (8. Aufl., das. 1901); Henry Settegast, Die Wertbestimmung des Getreides als Gebrauchs- und Handelsware (Leipz. 1884) und Die landwirtschaftlichen Sämereien und der Samenbau (das. 1892); Burchard, Die Unkrautsamen der Klee- und Grassaaten mit besonderer Berücksichtigung ihrer Herkunft (Berl. 1900); Rodewald, Untersuchungen über die Fehler der Samen prüfungen (das. 1905).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 522.
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