Schlempe

[844] Schlempe, die alkoholfreie Flüssigkeit, die nach dem Abdestillieren des Weingeistes aus der Branntweinmaische übrigbleibt. Auf 100 Lit. Maischraum erhält man 90–120 Lit. S. Sie enthält die stickstoffhaltigen Bestandteile des Rohmaterials, Reste von Dextrin und Zucker, außerdem Milchsäure, Essigsäure, Bernsteinsäure, Glyzerin, Hülsen, Salze etc. Die Zusammensetzung wechselt natürlich, je nachdem Getreide, Kartoffeln, Früchte oder Wurzeln zur Branntweinbrennerei benutzt wurden, und schwankt überdies auch nach den angewandten Methoden in weiten Grenzen. Mittlere Zusammensetzung:

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Man benutzt Getreide- und Kartoffelschlempe als Viehfutter, zumal Kartoffelschlempe ein günstigeres Verhältnis zwischen stickstofffreien und stickstoffhaltigen Bestandteilen aufweist als der Rohstoff. Auf ein Haupt Rindvieh rechnet man täglich 50–60 Lit. S. Übermäßige Fütterung mit S. erzeugt Rindermauke, Gelbsucht bei Schafen, Ruhrkrankheit und Schwächung des Darmkanals. Kälber vertragen sie am wenigsten. Am besten verbraucht man sie frisch, vermeidet Säuerung und Zersetzung und mäßigt durch Zugabe von vielem Trockenfutter die nachteilige Wirkung. Besonders brauchbar ist sie bei Milch- und Mastvieh. Zur bessern Verwertung der S. verdampft man sie und verwandelt den Rückstand in Mehl. Dieser Kraftfutterstoff enthält:

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Feska scheidet die in der S. enthaltenen ungel often Teile ab, indem er die S. eine mit Stroh-, Heuhäcksel oder andres Rauhfutter beschickte Zentrifuge passieren läßt. Das getrocknete Rauhfutter ist sehr nahrhaft und haltbar. Melassenschlempe verarbeitet man auf Kalisalze oder benutzt sie als Dünger, auch hat man daraus Trimethylamin und Methylchlorür dargestellt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 844.
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