Schröpfen

[47] Schröpfen (Scarificatio), örtliche Blutentziehung durch seichte Einschnitte in die Haut und Anwendung des Schröpfkopfes. Der Schröpfschnepper (s. Abbildung) enthält in einer Kapsel 12–16 kleine Lanzetten, die auf einen Federdruck herausschnellen und die Haut leicht einschneiden. Als Schröpfkopf benutzt man eine kleine Metall- oder Glasglocke, die man über einer Weingeistlampe schwach erhitzt u. möglichst schnell auf die zu schröpfende Stelle aufsetzt.

Schröpfschnepper.
Schröpfschnepper.

Unter der Glocke entsteht dann ein luftverdünnter Raum, die Haut wird in die Höhe und damit das Blut in die Gefäße dieser Hautpartie hinein- und durch die Einschnitte herausgesogen (blutiger Schröpfkopf). Setzt man den Schröpfkopf auf unverwundete Haut, so wird das Blut aus der Umgebung des Schröpfkopfes nur nach dieser Stelle hingezogen, also von den darunter liegenden Teilen abgeleitet (trockener Schröpfkopf). Größte Sauberkeit des Schneppers ist erforderlich, um die Verbreitung von Wundrose etc. durch des Instrument zu vermeiden. Ein trockener Schröpfkopf im kolossalen Maßstab ist der von Junod angegebene Schröpfstiefel, ein großer Glaszylinder, in den das Bein gesteckt wird; eine Saugpumpe stellt den luftleeren Raum her. – In der Landwirtschaft heißt S. oder Serben das Abschneiden (mit Sichel oder Sense) der obersten Blätter allzu üppiger Getreidesaaten, wenn Lagerfrucht zu befürchten ist. Oft genügt an Stelle des Schröpfens das Herausreißen einzelner Pflanzen durch Überziehen der Felder mit der Egge.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 47.
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