Seilēnos

[302] Seilēnos (Silēnus), ursprünglich ein kleinasiatischer Wald und Quelldämon mit der Gabe der Weissagung (s. Midas), wurde von den Griechen als Sohn des Hermes oder des Pan und einer Nymphe und als[302] ältester der Satyrn mit Dionysos in Verbindung gebracht und galt als dessen Erzieher, Lehrer im Weinbau und steter Begleiter auf seinen Zügen, in denen er trunken auf einem Esel reitet.

Seilenos mit dem Bakchosknaben (Rom, Vatikan).
Seilenos mit dem Bakchosknaben (Rom, Vatikan).

Hierbei dachte man sich ihn als kurzen, gutmütigen Alten, mit Stumpfnase, Glatzkopf, dickem Bauch und stark behaart an Brust und Schenkeln. Die Kunst stellte ihn teils als unersättlichen Zecher dar mit einem Weinschlauch, teils als zärtlichen Pfleger der Bakchoskinder, dann aber ohne alles Komische. Antike Nachbildungen einer berühmten Darstellung dieser Art finden sich in München, im Louvre (Paris) und im Vatikan (s. Abbildung). Neben ihm nahm man noch eine Vielzahl von Silenen an, gleich den Satyrn, mit denen sie in der ältern Kunst Pferdeschwänze, -Hufe und -Ohren gemein haben. Eine Spezies des S. mit Steigerung des Tierischen besonders in der Behaarung des Leibes ist der Papposeilenos, zugleich komische Charaktermaske im Satyrspiel. Vgl. H. Bulle, Die Silene in der archaischen Kunst der Griechen (Münch. 1893).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 302-303.
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