Sestīne

[381] Sestīne (ital.), eine Spielart der Kanzone, von dem provenzal. Dichter Arnaut Daniel (Ende des 12. Jahrh.) zuerst verwendet, dann besonders von den Italienern und Spaniern ausgebildet und auch in der deutschen Poesie (von den Schlesiern im 17. Jahrh., von A. W. Schlegel, Fouqué, Graf Loeben u. a.) gepflegt, besteht aus 6 ungeteilten Strophen, jede aus 6 Endecasillabi (fünffüßigen Jamben). Die Reimworte (nicht bloß die Reime) der ersten Strophe kehren in jeder folgenden wieder, und zwar zeigt die folgende Strophe immer die Reihenfolge der Reimworte der vorhergehenden in der Anordnung 6, 1, 5, 2, 4, 3. Ein »Geleit« von 3 Versen, von denen jeder eins der Reimworte in der Mitte, eins am Ende enthält, schließt das Gedicht ab. Die italienische Dichtkunst kennt auch bis ins 16. Jahrh. die Doppelsestine, in der 12 Reimworte verwendet wurden. Vgl. F. de Gramont, Sextines, précédées de l'histoire de la sextine dans les langues dérivées du latin (Par. 1872); Mari, La sestina d'Arnaldo, le terzine di Dante (Mail. 1899).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 381.
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