Smolensk [2]

[554] Smolensk (Ssmolénsk), Hauptstadt des gleichnamigen russ. Gouvernements (s. oben), liegt an beiden Ufern des Dnjepr, im Kreuzungspunkt der Eisenbahnen Orel-Riga, Moskau-Brest-Litowsk und Dankow-S. (und zwar die Altstadt mit der von Boris Godunow herrührenden Festungsmauer und den Türmen auf der linken Seite des Stromes), hat 43 Kirchen, darunter die Kathedrale zu Mariä Himmelfahrt (aus dem 12. Jahrh.), ein Gymnasium, eine Realschule, ein Mädchengymnasium und -Progymnasium, ein geistliches Seminar und 32 Volksschulen, 2 Banken, 5 Zeitschriften, ein Denkmal des Komponisten Glinka und (1900) 57,405 Einw. S. betreibt einen nicht unbedeutenden Handel mit Getreide, Leinsaat und Flachs, hat ein städtisches Elektrizitätswerk und elektrische Straßenbahn sowie 44 Fabriken mit 738 Arbeitern (Ziegeleien, Ölschlägereien, Lederfabriken). – S. ist eine der ältesten Städte Rußlands, war Hauptort der Kriwitschen (s. d.), wurde 882 von dem Waräger Oleg besetzt, kam 1404 an Litauen, 1515 wieder an Rußland, 1611 an Polen, 1654 endgültig an Rußland. Sie war eine gewaltige Festung und hatte zur Zeit ihrer Blüte über 100,000 Einw. Hier siegte 17. Aug. 1812 Napoleon I. über Barclay de Tolly und Bagration. Zwei Denkmäler zur Erinnerung an diese Schlacht und an den hier erschossenen Obersten v. Engelhardt sind in der Stadt errichtet. Bei dem Rückzug der Franzosen schlug hier Kutusow im November 1812 die französische Nachhut unter Ney und erhielt dafür den Beinamen Smolenskij. Vgl. Fabry, Campagne de Russie 1812, Bd. 3: Smolensk (Par. 1902).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 554.
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