Engelhardt

[789] Engelhardt, 1) Georg von, russ. Staatsmann und Schriftsteller, geb. 23. Aug. 1775 in Riga, gest. 27. Jan. 1862 in Petersburg, seit seinem fünften Jahre in Petersburg, trat 1796 in das Departement der auswärtigen Angelegenheiten. Von Alexander I. als Unterstaatssekretär in den neugebildeten Reichsrat berufen, wurde er 1811 Direktor des pädagogischen Instituts und 1816 Vorsteher des Lyzeums in Zarskoje Selo. Er förderte den Unterricht in ausgedehntem Maße, aber auch in so liberaler Richtung, daß man ihn 1823 seiner Tätigkeit enthob. Außer Beiträgen zu Storchs »Rußland unter Alexander I.« (Riga 1803–11) sowie zu Erdmanns »Beiträgen zur Kenntnis des Innern von Rußland« (Leipz. 1822 bis 1826, 2 Bde.) schrieb er »Russische Miszellen zur genauern Kenntnis Rußlands und seiner Bewohner« (Petersb. 1828–32, 4 Bde.) und gab nach den Tagebüchern Wrangels die »Reise längs der Nordküste von Sibirien und auf dem Eismeer« (Berl. 1839, 2 Bde.) heraus. Auch redigierte er 1838–52 die russische »Landwirtschaftliche Zeitung«.

2) Moritz von, Naturforscher, geb. 8. Dez. 1779 auf dem Gute Wieso in Estland, gest. 10. Febr. 1842 in Dorpat, studierte seit 1796 in Leipzig und Göttingen die Rechte und seit 1801 in Freiberg Bergbaukunde. Er unternahm mit K. v. Raumer geognostische Reisen durch Deutschland, Frankreich, England und Italien, kehrte 1809 nach Rußland zurück und ging 1811 mit Parrot nach der Krim und dem Kaukasus und 1818 nach Finnland. 1820 wurde er Professor in Dorpat,[789] und 1826 bereiste er die Gouvernements Olonez und Archangel bis zum Ural, Perm, Saratow und Orenburg. Er schrieb: »Reise durch die Krim und den Kaukasus« (Berl. 1815); »Geognostische Versuche« (mit Raumer, das. 1816); »Geognostische Umrisse von Frankreich, Großbritannien, einem Teil von Deutschland und Italien« (mit Raumer, Leipz. 1817); »Geognostischer Umriß von Finnland« (Berl. 1821).

3) Moritz von, namhafter luther. Theolog, geb. 11. Juli 1828 in Dorpat, gest. daselbst 5. Dez. 1881, wurde 1853 Privatdozent, 1859 außerordentlicher und einige Monate später ordentlicher Professor in Dorpat. Unter seinen Schriften sind besonders hervorzuheben: »Val. Ernst Löscher nach seinem Leben und Wirken« (Dorp. 1853; 2. Aufl., Stuttg. 1856); »De Jesu Christi tentatione« (Dorp. 1856); »Schenkel und Strauß, zwei Zeugen der Wahrheit« (Erlang. 1864); »Katholisch und Evangelisch« (Dorp. 1866); »Das Christentum Iustin des Märtyrers« (Erlang. 1878). Vgl. »Zur Erinnerung an M. v. E.« (Dorp. 1881); A. v. Öttingen, M. v. Engelhardts christlich-theologischer Entwickelungsgang (Riga 1883).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 789-790.
Lizenz:
Faksimiles:
789 | 790
Kategorien: