Engelhard

[789] Engelhard, Wilhelm, Bildhauer und Maler, geb. 9. Sept. 1813 in Grünhagen bei Lüneburg, gest. 22. Juni 1902 in Hannover, war zuerst Elfenbeinschnitzer, widmete sich aber seit 1837 auf der Polytechnischen Schule zu Hannover der Bildhauerkunst. Diese Studien setzte er in Kopenhagen bei Thorwaldsen und von 1841–48 in München unter Schwanthaler fort, dessen poetisch-romantische Richtung einen entscheidenden Einfluß auf ihn übte. Hier schuf er einen überlebensgroßen Germanen, die Lorelei und die Reiterstatuette Heinrichs des Löwen. Bis 1854 fertigte C. neben mancherlei Marmorarbeiten eine Reihe von Kartons zu historischen Wandgemälden, die von Malern in Schlössern und Landhäusern ausgeführt wurden. Schon 1851 hatte er sein Hauptwerk, den Eddafries, in Konturzeichnungen auf die Londoner Weltausstellung geschickt und sich dadurch große Anerkennung erworben. 1855 ging er nach Rom und schuf dort die lebensgroßen Marmorwerke: Lorelei, Lyrik, Mnemosyne, Amor auf dem Schwan, Bacchus den Panther bändigend, Schleuderer mit dem Hund, Mädchen mit dem Schwan. 1857 siedelte E. nach Hannover über, wo er im Auftrag König Georgs V. den Eddafries im Schloß Marienburg ausführte. Das Werk besteht aus 18 Darstellungen und erschien in Photographien unter dem Titel: »Nordisches Heldenleben. Zyklus plastischer Darstellungen nach der Edda« (Hannov. 1872). Einen ähnlichen Fries nach Motiven der nordischen Mythologie führte E. für ein Privathaus in der Regentenstraße in Berlin aus. In Hannover schuf er außerdem eine bronzene Schillerstatue, Amor den Löwen bändigend, die Statue des Erzengels Michael für das Kadettenhaus in Lichterfelde bei Berlin, die beiden Walküren für das Bismarckdenkmal auf dem Burgberg bei Harzburg, die sitzende Statue der Kurfürstin Sophie in Herrenhausen und eine Kolossalstatue des thronenden Odin, die, in Kalkstein ausgeführt, 1902 hinter dem Provinzialmuseum in Hannover aufgestellt wurde.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 789.
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