Städtewappen

[830] Städtewappen. Während die Städtesiegel auf deutschem Boden bereits um die Mitte des 12. Jahrh. nachweisbar sind (die ältesten in den Rheinlanden, soz. B. Köln 1149, Trier 1172 etc.), finden sich S. erst um die Mitte des 14. Jahrh. vereinzelt vor. Im Laufe des 15. Jahrh. werden sie schon häufiger, im 16. Jahrh. besitzen aber bereits die meisten Städte Wappen, die ihnen entweder von ihren Landesherren verliehen worden sind, oder die sie selbst angenommen haben, wobei die alten Siegelbilder sehr oft als Vorlage dienten, was die Unsicherheit in den Farben und den geringen heraldischen Wert so mancher S. erklärlich macht. Die Städte führen entweder einen Schild allein, oder Schild und Helm, manche auch Schildhalter. Als Dekoration des Schildes, wenn ein Helm nicht benutzt werden kann, dient die Mauerkrone, die mit ihrer Farbe und der Anzahl ihrer Zinnen den Rang der betreffenden Stadt zum Ausdrucke bringt. Die russischen S. besitzen außer der Mauerkrone noch weitere offizielle Ausstattungsstücke;[830] so führen die Residenzstädte gekreuzte Zepter, die Festungen Fahnen, Hafenstädte Anker, Ackerbaustädte Ähren, Industriestädte goldene, Bergbaustädte silberne Hämmer etc. Die Mehrzahl der Städte Großbritanniens tragen über dem Schilde den Crest (s. d.), das vom Helme losgelöste Helmkleinod, auch Schildhalter und Schriftbänder sind weit zahlreicher vorhanden als bei deutschen S. Sehr interessant sind manche, leider zumeist offiziell außer Gebrauch gesetzte S. der ehemaligen spanischen Kolonien Südamerikas. Sammlungen von S.: »Deutsche S.« (10 Tafeln, 4. Aufl., Frankf. a. M. 1890); »Die Wappen der wichtigsten Städte Europas« (12 Tafeln, 3. Aufl., Leipz. 1902); Hupp, Die Wappen und Siegel der deutschen Städte etc. (Frankf. a. M. 1896 ff.); Ströhl, S. von Österreich-Ungarn (Wien 1904, 36 Tafeln); D'Ablaing van Gießenburg, Nederlandsche Gemeente wapens (Arnheim 1887); Fox- Davies, Book of public arms (Edinb. 1894); Küpfer, Wappenbuch der Schweizer Städte (Basel 1885); Vallardi, Stemmi di cento cittá italiane (Mail.); van Driesten, Armorial national des villes de France (Par. 1889); Winkler, Russische S. (Petersb. 1900); Ströhl, Russisch-Asiatische Wappenrolle (im »Jahrbuch der heraldischen Gesellschaft Adler«, Wien 1901) und Norwegische S. (in »Der Deutsche Herold«, Berl. 1905).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 830-831.
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