Steinbach [2]

[894] Steinbach, 1) Emil, österreich. Staatsmann, geb. 11. Juni 1846 in Wien, gest. 26. Mai 1907 in Purkersdorf bei Wien, studierte in Wien Rechtswissenschaft, wurde Advokaturkonzipient, habilitierte sich an der Universität und lehrte an der Handelsakademie Nationalökonomie. 1874 in das Justizministerium berufen und 1886 zum Sektionschef befördert, arbeitete er die meisten sozialpolitischen Vorlagen, wie Anfechtungsgesetz, Exekutionsnovelle, Höferecht, Unfall- und Krankenversicherungsentwürfe, aus, vertrat sie im Parlament und gab auch mehrere der angeführten Gesetze mit Kommentaren heraus. Im Februar 1891 wurde er an Stelle Dunajewskis zum Finanzminister ernannt. Als solcher bewirkte er die Annahme der Valutagesetze von 1892 und führte die Konversion der österreichischen 5proz. Rente durch. Auch legte er dem Parlament Entwürfe über die Reform der Personalsteuern vor. Im November 1893 gab er gleichzeitig mit dem Ministerpräsidenten Grafen Taaffe aus Anlaß der Einbringung der Vorlage über die Wahl reform, mit der in der Öffentlichkeit sein Name allgemein in Verbindung gebracht wurde, seine Entlassung. In politischer Richtung stand er den Föderatisten und dem Feudaladel nahe. 1894 wurde er zum Senatspräsidenten, 1899 zum zweiten, 1904 zum ersten Präsidenten des obersten Gerichtshofes ernannt und 1899 ins Herrenhaus berufen. Als Präsident der Juristischen Gesellschaft in Wien verfaßte er: »Die Pflichten des Besitzes« (Wien 1887), »Rechtsgeschäfte der wirtschaftlichen Organisation« (das. 1897), »Die Moral als Schranke des Rechtserwerbs und der Rechtsausübung« (das. 1898), »Zur Friedensbewegung« (das. 1899), »Genossenschaftliche und herrschaftliche Verbände in der Organisation der Volkswirtschaft« (das. 1901) u. a. Vgl. Wittmayer, Emil S. als Sozialphilosoph (Wien 1907).

2) Baumeister, s. Erwin von Steinbach.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 894.
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