Stickstoffwasserstoffsäure

[27] Stickstoffwasserstoffsäure (Azoimid) N3H entsteht bei Einwirkung von Salpetriger Säure auf eine eiskalte verdünnte Lösung von Hydrazin, man erhält sie auch beim Versetzen einer Lösung von Diazoguanidinnitrat mit Natronlauge, Ansäuern mit Schwefelsäure und Destillation. Stickstoffnatrium NaN3 entsteht auch bei Einwirkung von Stickstoffoxydul auf Natriumamid Na NH2 bei 200°. Die freie S. bildet eine farblose Flüssigkeit, riecht äußerst heftig stechend, erzeugt Schwindel und Kopfschmerz unter gleichzeitiger heftiger Entzündung der Nasenschleimhaut, löst sich leicht in Wasser und Alkohol, siedet bei[27] 37°, explodiert leicht und verhält sich vielfach wie eine Halogensäure. Sie löst Zink, Eisen, Aluminium, Magnesium unter Entwickelung von Wasserstoff. Mit Ammoniak bildet sie dichte Nebel von Stickstoffammonium, auch fällt sie Silber- und Quecksilberoxydulsalze. Bei Neutralisation mit Basen entstehen Stickstoffmetalle (Nitride), die den Chlormetallen ähnlich, aber (namentlich die der Schwermetalle) höchst explosiv sind. Die Detonation weniger Milligramme der Quecksilberoxydulverbindung soll ganz beispiellos sein. Das dem Chlorsilber ähnliche Silbersalz (Silbernitrid) kann geschmolzen werden, detoniert dann aber mit furchtbarer Gewalt. Das Natriumsalz ist am wenigsten explosiv, das Ammoniumsalz ist bei 100° flüchtig, und das Bariumsalz kristallisiert gut.

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Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 27-28.
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