Täfelwerk

[280] Täfelwerk (Täfelung, Intabulation, Boisage, Boiserie, Verbretterung), Bekleidung von Wänden und Decken mit Brettern. Im einfachsten Falle sind die Bretter schlicht und glatt, werden durch Falzung oder Nutung zu »Tafeln« verbunden und erhalten nur zu ihrer Befestigung, soweit diese nicht an oder zwischen den Deckenbalken erfolgt, einfassende oder teilende Leisten. Bei reicherer Ausführung wird das T. »in Füllungen gesetzt« oder unter Anwendung[280] von kastenförmigen Teilungen an den Decken und von gliedernden Gesimsen, Pfosten etc. an den Wänden zu komplizierten Bildungen gestaltet. Vorteilhaft befestigt man das T. in einem Abstand von 1,5–2,5 cm von der Wandfläche und schützt es durch Firnisse oder Ölanstriche. Die Holzbekleidung ganzer Wände, die besonders im Mittelalter, aber auch in spätern Stilperioden, so in der Renaissance, im Rokoko, üblich war, wird in der Gegenwart meist auf die untern Teile der Wände beschränkt (Brüstungen, Lambris, Paneel). Zur künstlerischen Durchbildung des Täfelwerks dient neben schlichter Bemalung die Kantenprofilierung der Bretter sowohl als der teilenden und einfassenden Leisten, Balken etc. Dann treten Gesimsprofile, gegliederte Pfosten und allerhand sonstiges Architekturwerk hinzu; Schnitzerei, eingelegte Arbeit, reiche Bemalung, Vergoldung beleben Füllungen und Strukturgerüst des Täfelwerks, Möbel und allerhand Hausrat (Schränke, Truhen, Bänke, Standuhren, Waschschränkchen etc.) werden in das T. eingebaut und ermöglichen so die reichste Durchbildung eines Raumes. Treffliche Beispiele mittelalterlicher Täfelungen bieten z. B. Nürnberg, die Feste Koburg, vor allem Deutsch-Tirol in seinen Burgen, Schlössern, Klöstern etc. Aus der Renaissancezeit ist zahlloses T. erhalten; Basel, Bremen, Lübeck, Augsburg, Zürich bewahren besonders bekannte Beispiele. Ein Zedernzimmer besitzt neben sonstigen gewöhnlichen, in der Regel mit Ölfarbe deckend gestrichenen und in der bekannten Weise verzierten T. fast jedes Rokokoschloß. Vgl. Fink, Der Bautischler (Leipz. 1867–69, 2 Bde.); Issel, Wandtäfelungen und Holzdecken (das. 1890); Paukert, Die Zimmergotik in Deutsch-Tirol (das. 1889–1907, 9 Hefte).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 280-281.
Lizenz:
Faksimiles:
280 | 281
Kategorien: