Fink [1]

[578] Fink (Fringilla L.), Gattung der Sperlingsvögel aus der Familie der Finken (Fringillidae), Vögel mit meist kurzem, schlankem, kegelförmigem Schnabel, gefiederten Borsten am Oberschnabelgrund, langen Flügeln, mittelhochläufigen Füßen, mit langer, langbekrallter Hinterzehe, mittellangem, stumpf ausgeschnittenem Schwanz und je nach Alter und Geschlecht meist verschiedenfarbigem Gefieder. Der Buchfink (Edelfink, F. coelebs L. s. Tafel »Stubenvögel I«, Fig. 7) ist 16,5 cm lang und 28 cm breit, an der Stirn schwarz, an Kopf und Nacken aschblau, am Rücken braun, am Unterkörper weinrot, am Bauch weiß, auf den Flügeln zweimal weiß gebändert. Das Weibchen ist oben olivengraubraun, unten grau. Der Buchfink bewohnt mit Ausnahme der nördlichsten Länder ganz Europa und einen großen Teil Asiens, findet sich in Wäldern, Baumpflanzungen und Gärten, lebt paarweise, sammelt sich aber nach der Brut in Scharen und zieht Ende Oktober nach Südeuropa und Nordwestafrika. Nur wenige Männchen überwintern bei uns. Anfang März kehren die Männchen zurück, einen halben Monat später die Weibchen. Die Brutzeit währt von Ende April bis Juli. Der F. baut auf Bäumen ein fast kugelrundes Nest; das Weibchen legt 5–6 kleine, blaß blaugrünliche, rötlichbraun und schwarz gezeichnete Eier und brütet 14 Tage. Eine zweite Brut zählt meist nur drei Eier. Er ist äußerst munter, klug, aber heftig und zänkisch; der Schlag besteht aus zwei regelmäßig abgeschlossenen Strophen und hat ihm große Beliebtheit erworben. Die Liebhaber unterscheiden viele Schläge (Schmalkalder Doppelschlag, scharfer und schlechter Weingesang, Kienöl, tolles Gutjahr, Reiter, Reitzug, Würzgebühr, Werre, Klagscheid, Putzschere), und ausgezeichnet gute Schläger wurden sehr hoch bezahlt. Am ausgebildetsten in die Liebhaberei in Thüringen, am Harz, in Oberösterreich; doch hat sie überall abgenommen. Nur im französischen Flandern, besonders in Lille, Roubaix und Tourcoing, blüht sie noch jetzt, und die Wettkämpfe der (geblendeten) Finken spielen im Volksleben eine Rolle. Der Buchfink nährt sich von Sämereien und füttert seine Jungen mit Kerbtieren auf, in der Gefangenschaft erhält man ihn mit Sommerrübsen. Früher galt sein Fleisch als Heilmittel gegen Epilepsie. Im hohen Norden vertritt ihn der sehr ähnliche Bergfink (Harz-, Rot-, Band-, Dahnfink, Quäker, Zelscher, F. montifringilla L.). der in Skandinavien nördlich vom 60. Breitengrad nistet, im Winter gan; Europa, auch Asien durchstreift und bei uns Oktober bis April erscheint. Der Schneefink (Steinfink, Alpenfink, Montifringilla nivalis L.), in beiden Geschlechtern gleich, einfach gefärbt, bewohnt die Höhen der Alpengebirge von den Pyrenäen bis Sibirien, findet sich im Sommer immer über der Grenze des Holzwuchses und der fetten Alpenweiden, lebt paarweise oder in kleinen Schwärmen, nistet in Felsspalten oder Mauerritzen, ist sehr harmlos und kommt im Winter in die Häuser. Er erscheint sehr selten in Deutschland.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 578.
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