Tarasp-Schuls

[322] Tarasp-Schuls, großer Quellen- und Bäderbezirk innerhalb einer geologisch und topographisch sehr interessanten Landschaft im Unterengadin, Bezirk Inn, des schweizerischen Kantons Graubünden. Im N. erheben sich sanfte, bebaute Gehänge in Liasschiefer, nach S. kecke Dolomitberge (Piz Plafna 2982 m, Piz Pisoc 3178 m, Piz Lischanna 3103 m) um die floristisch bedeutsamen Val Plafna und Val Scarl, letzteres ein Refugium des Bären. Auf dem rechten Ufer liegt die Gemeinde Tarasp (1411 m ü. M.) mit altem Schloß, dem von Hotels besetzten Vulpera und (1900) 275 Romanisch sprechenden und meist kath. Einwohnern (10 Protestanten). Am linken Ufer erhebt sich im W. das Kurhaus Tarasp (Nairs) 1200 m ü. M., das bald durch eine elektrische Bahn verbunden sein wird mit dem östlicher gelegenen größten Dorf des Unterengadins, Unter- und Ober-Schuls (Scuol), 1240 m ü. M., mit mehreren Hotels und (1900) 1119 Einw., worunter 242 Katholiken. Die beiden Ufer sind durch sechs Brücken verbunden. Die abwechselungsreiche Gegend hat als mittlere Saisonregenmenge (Mai bis September) nur 24 cm; die mittlere Temperatur der fünf Monate beträgt bez. 9,2°, 13,5, 15,4, 13,6 und 11,8°. Die Quellen selbst zerfallen in drei Gruppen: 1) die berühmten Glaubersalzquellen um Nairs, die nach den neuesten Analysen (1900) an Natriumcarbonat nur Vichy etwas nachstehen, sich im übrigen direkt an Karlsbad, Marienbad und Kissingen reihen und alle diese Bäder an Gehalt freier Kohlensäure übertreffen (s. die Tabelle »Mineralwässer II«); 2) Eisensäuerlinge (Stahlbäder); 3) einfache Säuerlinge als Tafelwasser (Sotaßquelle). Nordwestlich des Kurhauses sind Mofetten. – Bereits in der zweiten Hälfte des 16. Jahrh. bekannt und von Konrad Geßner beschrieben, sind die Quellen doch erst nach drei Jahrhunderten allgemein bekannt geworden. Schuls soll durch Eisenbahn mit dem Oberengadin und der Albulabahn verbunden werden. Vgl. Killias, Die Heilquellen und Mineralbäder von T. (2. Aufl., Schuls 1877); Pernisch in »Europäische Wanderbilder«, Nr. 132 u. 133 (Zür. 1895); Dönz, Vulpera (das. 1900); Vogelsang, Die Heilmittel und Indikationen von T. (Basel 1901).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 322.
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