Tonsūr

[612] Tonsūr (lat.), die geschorne Stelle auf dem Scheitel als Standeszeichen des katholischen Klerus und Sinnbild der Loslösung von der Welt und der Hingabe an Gott und seinen besondern Dienst. Büßende ließen sich schon früh das Haupt ganz kahl scheren; von ihnen nahmen die Mönche diese Sitte an, und von diesen ging sie im 6. Jahrh. auf alle christlichen Geistlichen über, denen sie 633 auf der vierten Synode zu Toledo gesetzlich vorgeschrieben ward. Man unterschied aber ein kahl geschornes Vorderhaupt als T. des Apostels Paulus von der kreisförmigen Platte auf dem Scheitel, mit nur mehr einem schmalen Haarkranz (corona), der T. des Apostels Petrus. Jene war in der griechischen Kirche sowie in etwas andrer Form, als T. des Jakobus, bei den Briten und Iren üblich, diese in der abendländischen Kirche Priestern und Mönchen gemein. Die T. (Detonsion) wird jetzt regelmäßig zugleich mit den niedern Weihen vom zuständigen Bischof erteilt und soll sich in Größe nach dem Weihegrade richten und außer bei Dispens ständig zu tragen sein.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 612.
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