Jakōbus

[158] Jakōbus, Name von mindestens drei nach dem Neuen Testament bei der Konstituierung der christlichen Kirche tätig gewesenen Männern: 1) J. der Ältere (major), einer der zwölf Apostel, wie Johannes Sohn des Fischers Zebedäus, soll nach Spanien gekommen sein, weshalb er (Santiago) als Schutzheiliger dieses Landes verehrt wird (s. Santiago de Compostela). Er wurde unter Herodes Agrippa (44 n. Chr.) enthauptet. Sein Tag ist der 25. Juli, in der griechischen Kirche der 30. April. – 2) J. der Jüngere (minor), Sohn des Alphäus, ebenfalls ein Apostel, in der griechischen Kirche 9. Okt., in der katholischen samt Philippus (s. d.) 1. Mai verehrt. – 3) J. der Große, der älteste unter den Brüdern Jesu, den nach Josephus (Antiquit. jüd. XX, 9,1) der Hohepriester Ananias in der Zwischenzeit nach der Abreise des Festus und vor der Ankunft des neuen Prokurators (62 n. Chr.) steinigen ließ. Er ist wohl identisch mit dem J., der Apostelgesch. 15,13 f.; 21,181.; Gal. 2,9 und 12 schlechthin so genannt wird und als vorzüglich einflußreicher Vorsteher der jerusalemitischen Gemeinde erscheint, auch nach Hegesippus (Eusebios' »Kirchengeschichte«, II, 23) den Beinamen des »Gerechten«, d. h. des Mannes nach dem Sinne des Gesetzes, führte. Die griechische Kirche verehrt ihn am 23. Okt. Derselbe gilt in der Regel auch als Verfasser des neutestamentlichen Briefes des J., der an die Christen außerhalb Palästinas gerichtet ist und vorzugsweise den Zweck gehabt zu haben scheint, die in ihrem christlichen Leben sich noch bemerklich machenden Mängel, namentlich Verweltlichung durch Reichtum und Üppigkeit, Streitsucht und Überschätzung der Theorie gegenüber den Werken, zu rügen. Das Interessanteste in dem mangelhaft bezeugten und schwerlich schon dem 1. Jahrh. angehörigen Brief ist die Polemik 2,14–26, deren Beziehung auf die paulinische Rechtfertigungslehre schon von Luther behauptet, freilich bis in die neueste Zeit auch angelegentlichst in Abrede gestellt worden ist. Vgl. die Kommentare von Trenkle (Freib. 1894), Mayor (2. Aufl., Lond. 1897), Beyschlag (6. Aufl., Götting. 1897), Schlatter (Kalw u. Stuttg. 1899); außerdem: Weiffenbach, Exegetisch-theologische Studie über Jac. 2,14–26 (Gießen 1871); Grase, Die Stellung und Bedeutung des Jakobusbriefes in der Entwickelung des Urchristentums (Tübing. 1904). – Weitere s. Jakob (Heilige und Kirchenmänner, S. 153).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 158.
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