Eusebĭos

[190] Eusebĭos, 1) E. von Cäsarea in Palästina, genannt »der Vater der Kirchengeschichte«, um 260 wahrscheinlich in Palästina geboren, trat in ein enges Verhältnis zu dem gelehrten Origenisten Pamphilos in Cäsarea, daher ihn spätere Geschichtschreiber gewöhnlich als den E. des Pamphilos von gleichnamigen Größen unterscheiden. Nach Beendigung der Diokletianischen Verfolgung wurde er um 313 zum Bischof von Cäsarea gewählt und bald durch das Vertrauen des Kaisers Konstantin in die arianischen Streitigkeiten hineingezogen (s. Arianischer Streit), in denen er als einer der Führer der origenistischen Mittelpartei eine Rolle spielte. Er starb um 340. Jahrhundertelang stand als Quelle aller synchronistischen Geschichtskenntnis sein »Chronikon« in Ansehen, wovon der erste Teil einen Grundriß der Weltgeschichte bis 325 n. Chr., der zweite einen Auszug davon in Tabellenform enthält. In seinem Hauptwerk, der »Kirchengeschichte«, die in ihrem Kanon nur eine Erweiterung der Tabellen darstellt, gibt er eine reiche Ausbeute der öffentlichen Archive, Kirchenbibliotheken und Privatsammlungen, vermehrt durch Nachfragen bei Teilnehmern des Geschehenen und durch Selbsterlebtes und, wenn auch vielfach der Kritik, Unparteilichkeit und Gleichmäßigkeit der Behandlung ermangelnd, doch im allgemeinen den Charakter der Treue und Glaubwürdigkeit an sich tragend. Sie besteht aus zehn Büchern und reicht vom ersten Entstehen der christlichen Kirche bis gegen 324; fortgesetzt wurde sie von E. selbst in seinem vier Bücher umfassenden, panegyrisch gehaltenen »Leben Konstantins«, ferner von Sokrates, Sozomenos, Theodoret und Euagrios, ins Lateinische frei übertragen von Rufinus. Als Apologet des Christentums hat sich E. durch die »Praeparatio evangelica« in 15 und die »Demonstratio evangelica« in 20 Büchern hervorgetan. Eine kritische Ausgabe der Kirchengeschichte besorgten Schwartz u. Mommsen (Berl. 1903–1904, 2 Bde.), des Lebens Konstantins Heikel (das. 1902), der Chronik Schöne (das. 1866–75, 2 Bde.; ergänzt durch die syrische Epitome von Siegfried und Gelzer, Leipz. 1884), der Praeparatio Gifford (Oxford 1903, 4 Bde.). Die historischen Schriften wurden zuletzt von Stigloher und Molzberger (Kempten 1870–80) ins Deutsche übertragen. Vgl. Stein, E. nach seinem Leben, seinen Schriften und seinem dogmatischen Charakter (Würzb. 1859); Hely, Eusèbe de Césarée, premier historien de l'Eglise (Par. 1877); Overbeck, Über die Anfänge der Kirchengeschichtsschreibung (Basel 1892); Schöne, Die Weltchronik des Eusebius (Berl. 1900); Nestle, Die Kirchengeschichte des Eusebius aus dem Syrischen übersetzt (Leipz. 1901); Preuschen, Eusebius' Kirchengeschichte, Buch 6 u. 7 aus dem Armenischen übersetzt (das. 1902).

2) E. von Nikomedia, Verwandter und Erzieher Kaiser Julians, Bischof von Berytus in Phönikien, dann von Nikomedia, als solcher hervorragender Führer der Mittelpartei (Semiarianer) im Arianischen Streit (s.d.), nach dem Konzil von Nicäa (325) nach Gallien verbannt, aber schon 328 wieder zurückgerufen. E. taufte 337 Kaiser Konstantin, ward 338 oder 339 Patriarch von Konstantinopel und starb 341 oder 342. Vgl. Lichtenstein, Eusebius von Nikomedien (Halle 1903).

3) E. von Emesa (Emisa), aus Edessa gebürtig. als Theolog der Antiochenischen Schule (s.d.) zuzurechnen, schlug den ihm 341 angebotenen Patriarchenstuhl von Antiochien aus und begnügte sich mit dem phönikischen Bistum Emesa. Von den ihm wegen seines mathematisch-astronomischen Wissens abergläubisch mißtrauenden Emesern vertrieben, starb er zu Antiochia 359. Von seinen Werken haben nur geringe Bruchstücke die Ungunst der Zeiten überdauert. Vgl. Thilo, Über die Schriften des E. (Halle 1832).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 190.
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