Vigilĭus

[158] Vigilĭus, 1) Papst 537–555, geb. in Rom, gest. 7. Juni 555 in Syrakus, 536 päpstlicher Gesandter in Konstantinopel, wurde 544 oder 545 von Kaiser Justinian nach Konstantinopel zitiert, um dort an den Verhandlungen im Dreikapitelstreit (s. d.) teilzunehmen. Nachdem er 548 im Judikatum die Kapitel verdammt und dadurch die Bischöfe des Abendlandes in Aufruhr versetzt hatte, trat er bald in Opposition zu der Politik des Kaisers, der ihm dafür hart zusetzte. An der fünften ökumenischen Synode in Konstantinopel 553, welche die Verdammung der drei Kapitel[158] festlegte, nahm er nicht teil, rettete sich aber aus der kaiserlichen Ungnade, indem er im Dezember 553 seinen Widerspruch aufgab. Er starb auf der Rückreise nach Rom. Infolge seiner schwächlichen Haltung gegen Byzanz versagte ein großer Teil der abendländischen Bischöfe Rom die Obedienz (s. auch Pelagius 1). Vgl. Duchesne, Vigile et Pelage, in der »Revue des questions historiques«, Bd. 36 (Par. 1884).

2) Bischof von Thapsus in Nordafrika, nahm 484 unter König Hunnerich an dem Religionsgespräch in Karthago zwischen Katholiken und Arianern teil. Seine Schriften sind in Mignes »Patrologia latina«, Bd. 62, gedruckt. Vgl. G. Ficker, Studien zu V. von Thapsus (Leipz. 1897).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 158-159.
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