Voluntarismus

[255] Voluntarismus (lat., »Willenslehre«), nach Paulsen Bezeichnung für alle philosophischen Theorien, die den Willen als obersten Erklärungsgrund (Prinzip) aufstellen. Zu unterscheiden ist der psychologische und der metaphysische V. Ersterer, in der neuern Psychologie besonders durch Wundt vertreten, beschränkt sich auf die Behauptung, daß der Wille die zentrale Funktion des Seelenlebens sei. Das Wollen läßt sich ihm zufolge weder auf das Fühlen noch (im Sinne des Intellektualismus Herbarts) auf das Vorstellen zurückführen, sondern liegt (als Trieb, bez. als die Tätigkeit der Apperzeption) beiden zugrunde. Der metaphysische V. (auch Ethelismus und Panthelismus genannt) findet sich bei Schopenhauer, E. v. Hartmann und in gewissem Umfang auch bei Wundt und besteht in der Behauptung, daß auch das äußere Sein und Geschehen als objektivierte Erscheinung einer einheitlichen (Schopenhauer) oder von einer Vielheit von Subjekten ausgeübten Willenstätigkeit zu betrachten sei. An Stelle des ruhenden Seins (der Substanz) setzt also der V. überall ein lebendiges Wirken (Aktivität, Aktualität).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 255.
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