Wachsmalerei

[285] Wachsmalerei, die Benutzung des Wachses als Bindemittel der Farben oder bloß als Befestigungsmittel nach bereits geschehenem Auftrag derselben, während das oft synonym gebrauchte Wort Enkaustik eigentlich das Einschmelzen des Wachses in die Fläche des Bildes mittels heißen Eisens bezeichnet. Über das Verfahren der Alten dabei s. Enkaustik und Mumienbildnisse. In der mittelalterlichen italienischen Malerei bis ins 14. Jahrh. wurde Wachs zum mindesten im Firnis verwendet. Ein Rezept aus dem 15. Jahrh. gibt der Franzose Le Begue (1431). Versuche zur Wiedererfindung der W. machte, nachdem die Technik dann verloren gegangen, zuerst der spanische Maler Velasco (um 1720), indem er die in den Wachsgrund eingegrabenen Umrisse mit geschmolzenen Wachsfarben füllte und dann die Oberfläche glättete. Seit der Mitte des 18. Jahrh. folgten weitere Untersuchungen auf diesem Gebiete; aber diese Methoden gerieten bald wieder in Vergessenheit. Erst im 19. Jahrh. veranlaßte des Professors Roux (Heidelberg) Schrift »Die Farben« (Heidelb. 1825–29,3 Hefte) die Wiederaufnahme der Sache, doch veröffentlichte er sein Verfahren nicht. Bei den Malereien im Königsbau zu München 1833 wandte man ein aus Dammarharz, Terpentinöl und Wachs bestehendes Bindemittel an, mit dem dann das Gemälde, statt mit Firnis, überzogen ward. Das Einbrennen der Farben, das man anfangs anwandte, unterließ man später. Knirim suchte in seinem Werk »Die Harzmalerei der Alten« (Leipz. 1839) für die ganze antike und mittelalterliche Malerei als Bindemittel ein flüssiges Harz, ähnlich dem Kopaivabalsam, nachzuweisen und empfahl es, mit 1/30 Wachs verbunden, auch der heutigen Kunst. Vorher hatte schon Lucanus in Halberstadt 1833 den Kopaivabalsam, aber unvermischt, als Ersatz des Öls empfohlen. Ein vom Maler Fernbach (geb. 1793 zu Waldkirch i. Br., gest. 1851 in München) angegebenes Verfahren fand in den Wandgemälden des Hohenstaufensaales der Neuen Residenz in München Anwendung. Das Bindemittel bestand hier aus Auflösung fester Harze mit Verdünnung durch Terpentinöl. das sich gleich nach dem Auftrag verflüchtigt. Die Technik ist so bequem wie bei der Ölmalerei. In neuerer Zeit ist die W. für Wandgemälde wieder in Aufnahme gekommen, da sie in höherm Grade als die Freskomalerei die Entfaltung eines reichen, blühenden Kolorits ermöglicht.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 285.
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