Wasserhuhn

[410] Wasserhuhn (Fulica L.), Gattung der Watvögel aus der Familie der Rallen (Rallidae), kräftig gebaute Vögel mit mittellangem Hals, ziemlich großem Kopf, kurzem, kegelförmigem Schnabel mit großer Stirnschwiele, ziemlich hohen, starken Füßen, langen, mit Lappen bekleideten Zehen, mittel langen Flügeln und sehr kurzem Schwanz. Das W. (schwarzes W., Lietze, Hurbel, Böll-, Bläßhuhn, Blässe, Pfaffe, Zoppe, F. atra L. s. Tafel »Watvögel I«, Fig. 4), 47 cm lang, 78 cm breit, ist schieferschwarz, mit hellroten Augen und weißem Schnabel, findet sich in ganz Europa, Mittelasien und Nordafrika, weilt bei uns vom März bis Oktober und November, wandert bis Afrika, Südasien und Australien, überwintert aber auch in Südeuropa und selbst in Deutschland. Es bewohnt Seen und größere Teiche, die am Rande mit Schilf bewachsen sind, lebt vorzüglich auf dem Wasser, schwimmt vortrefflich, auch unter Wasser, läuft ziemlich gut, fliegt aber schlecht. Es ist vorsichtig, ungemein regsam, kampflustig, nach der Brut sehr gesellig. Es nährt sich von Insekten, Schaltieren, Pflanzenstoffen, nistet vom Mai bis Juni im Schilf oder auf dem Wasser (s. Tafel »Nester I«, Fig. 6) und legt 7–15 blaß braungelbe, dunkelgrau und schwarzbraun gefleckte Eier, die in 20–21 Tagen ausgebrütet werden. Obgleich das Fleisch des Wasserhuhns schlecht ist, wird es doch hier und da eifrig gejagt und ist in manchen Gegenden Bayerns beliebte Fastenspeise. In der Gefangenschaft gedeiht es nur auf einem größern Wasserbecken, wo es sich auch fortpflanzt. Sehr nahe verwandt ist das Teichhuhn (Moorhuhn, grünfüßiges W., Rotbläßchen, Gallinula chloropus L.). 31 cm lang, 60 cm breit, dunkel schiefergrau, an der Stirn rot, auf Mantel und Unterrücken dunkel ölbraun, an den Weichen weiß gefleckt, am Steiß weiß, mit gelbem, schwarzgrauem und rotem Augenring, rotem, an der Spitze gelbem Schnabel und gelbgrünen Füßen, findet sich in ständigen Abarten in der Alten Welt, weilt bei uns von März bis Oktober, überwintert aber auch einzeln bei uns. In Lebensweise und Verhalten ist es dem vorigen ähnlich. Es nistet vom Mai bis Juni und legt 7–11 rostgelbe, grau und braun gefleckte Eier (in der zweiten Brut weniger), die beide Eltern in 20–21 Tagen ausbrüten. Das Teichhuhn nährt sich von Insekten, Wasserschnecken und Pflanzenstoffen, erträgt die Gefangenschaft gut und wird sehr zahm. Im Süden wird es trotz seines moorig schmeckenden Fleisches gejagt. Blaues W. (Notornis Mantelli), s. Notornis.[410]

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 410-411.
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