Wasserreiser

[419] Wasserreiser (Nebenreiser, Wasserschosse, Stamm-, Wasserloden), sehr kräftige, senkrecht aufwärts wachsende, nur Laubblätter tragende Triebe, die aus den ältern Ästen oder dem Stamm der Bäume entspringen. Da sie unfruchtbar sind, aber wegen ihrer üppigen Entwickelung dem Baum Nahrung entziehen (daher Räuber), auch in die Mitte der Krone hineinwachsen und dieselbe für Durchsonnung und Durchlüftung weniger zugänglich machen, so schädigen sie die Fruchtbarkeit des Baumes oft in hohem Grade. Die Ausbildung der W. ist immer der Ausdruck einer Ungleichheit in der Ernährung gewisser Triebe auf Kosten andrer Teile, in denen keine oder mangelhafte Ernährung stattfindet. Sie kann daher unter verschiedenen Umständen eintreten, z. B. wenn die Bäume stark beschnitten worden sind, weil dann den zurückgebliebenen Teilen eine größere Wassermenge[419] zuströmt und dadurch schlafende Knospen zum Austreiben gebracht werden, oder wenn durch eine undurchlässige Bodenschicht die Bewurzelung der Pflanze beeinträchtigt wird, so daß allmähliches Absterben der Zweige die Folge ist und dann durch plötzliche überreichliche Wasserzufuhr einzelne Augen zur Bildung von Wasserreisern angeregt werden. Das beste Vorbeugungsmittel besteht darin, jede plötzliche, starke Entästung zu vermeiden. Liegt die Ursache in den Bodenverhältnissen, so ist die undurchlässige Schicht aufzusuchen und so zu durchbrechen, daß die Wurzeln günstigere Bodenschichten erreichen können. Zur Veredelung dürfen W. nicht benutzt werden.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 419-420.
Lizenz:
Faksimiles:
419 | 420
Kategorien: