Welser

[521] Welser, berühmte Patrizierfamilie in Augsburg, die, seit dem 13. Jahrh. dort urkundlich nachweisbar, durch Großhandel zu so hohem Reichtum gelangte, daß Bartholomäus W., Geheimrat Kaiser Karls L., mit Fugger dem Kaiser 12 Tonnen Goldes vorschießen konnte. Mit Genehmigung des Kaisers rüstete er 1528 in Spanien drei Schiffe aus, die unter dem Befehl von Ambrosius Dalfinger (s. d.) Venezuela in Besitz nahmen. Der Kaiser überließ es als Pfand, doch gab die Familie schon nach 26 Jahren den Besitz wieder auf. Des Bartholomäus' Nichte Philippine W., Tochter von Franz W., geb. 1527, ausgezeichnet durch Bildung und Schönheit, heiratete Erzherzog Ferdinand, den zweiten Sohn des nachmaligen Kaisers Ferdinand I., 1557 heimlich, wurde vom Vater deswegen aus seiner Nähe entfernt und versöhnte sich erst 1561 mit ihm, nachdem der Sohn versprochen hatte, die Ehe geheimzuhalten und auf seine Erbrechte für sich und seine Kinder zu verzichten. Erzherzog Ferdinand erhob Franz W. und dessen Nachkommen in den Freiherrenstand mit dem Prädikat v. Zinnenburg. Philippine lebte mit ihrem Gemahl abwechselnd in Innsbruck und auf Schloß Ambras, wo sie 24. April 1580 starb, und ward in der Hofkirche zu Innsbruck beigesetzt. (Vgl. Böheim, Philippine W., Innsbr. 1894.) Ihr ältester Sohn, Andreas, starb 1600 als Kardinal; ihr zweiter Sohn, Karl, der sich im Kriege gegen Ungarn und Spanien auszeichnete und Markgraf von Burgau wurde, starb!618 ohne Erben. Markus W., geb. 1558, studierte in Rom, wurde 1592 Ratsherr und 1600 kaiserlicher Rat und Stadtpfleger in Augsburg; er galt seinerzeit für einen Polyhistor. Unter anderm machte er sich durch Herausgabe der sogen. »Tabula Peutingeriana« (s. Peutinger) bekannt. In der Folge verbreiteten sich Zweige der Familie W. nach Ulm und Nürnberg, von denen der erstere, seit 1713 reichsfreiherrliche, der einzige heute noch bestehende, übrigens protestantische Zweig ist, dem der jetzige Regierungspräsident in Ansbach, Freiherr Ludwig v. W. (geb. 6. Mai 1841), angehört, während der Nürnberger Zweig 1878 im Mannesstamm, der Hauptstamm in Augsburg aber schon 1797 erloschen ist. Vgl. Kleinschmidt, Augsburg, Nürnberg und ihre Handelsfürsten (Kassel 1881); Haebler, Die überseeischen Unternehmungen der W. und ihrer Gesellschafter (Leipz. 1903).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 521.
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