Wunderregen

[768] Wunderregen, regenartiger Fall von organischen und unorganischen Substanzen, wurde früher allgemein, in Südeuropa auch jetzt noch als unheilverkündend betrachtet. Den meisten Arten von W. gemeinsam ist, daß die herabfallenden Massen an andern Orten der Erde durch aufsteigende Luft (Wirbelstürme) emporgetragen wurden. Besonders erwähnenswert ist: 1) Blutregen (Bluttau, Bln tsch nee, Blutquellen), gleichbedeutend mit Staubregen (s. d.). 2) Kosmischer Regen (Meteorstaub), besteht aus Staubmassen der außerirdischen Welt, die auf die Erde fallen, wenn diese auf ihrer Bahn in sie hineingerät; charakteristisch für diesen Staub sind scharfe Kanten und seine Zusammensetzung. 3) Vulkanischer Regen, von vulkanischen Rauchmassen und Ausbrüchen stammend, wird bisweilen durch den Wind weit fortgetragen, z. B. beim Krakatoaausbruch 1883 jahrelang um die Erde (s. Leuchtende Wolken). Bei dem vulkanischen und kosmischen Regen wird gleichzeitiger Wasserregen bisweilen schwarz gefärbt und heißt dann Tintenregen. 4) Getreideregen umfaßt zwei verschiedene Vorgänge, indem entweder durch Wirbelsturm Getreide emporgehoben und an andrer Stelle fallen gelassen wird, oder indem die Getreidekörnern ähnlichen Wurzelknollen oder Samen von Ranunculus Ficaria, Melampyrum nemorosum, Veronica hederaefolia etc. beim Regen nach entferntern Stellen fortgeschwemmt werden. 5) Mannaregen (Mannatau), Fall großer Massen der eßbaren Flechte Lecanora esculenta in Persien, die sehr locker im Boden sitzt und daher durch Sturm leicht abgerissen werden kann. 6) Schwefelregen, Niederschlag von gelbem Blütenstaub (von Pinus, Lycopodium clavatum, Typha angustifolia, Equisetum etc.), kommt nur während der Vegetationszeit vor. 7) Salzregen, Niederschlag von salzhaltigem Meeresschaum im Binnenland, wurde nach Stürmen schon 100 km landeinwärts beobachtet. 8) Tierregen, entweder wirklicher Fall von Tieren, die an andrer Stelle (z. B. aus flachen Teichen) emporgehoben wurden, daher Fischregen, Froschregen, Insektenregen, Muschelregen etc., oder nur scheinbarer, indem z. B. nach dem Regen die Regenwürmer zahlreich zu sehen sind, die aber nicht fielen, sondern durch das Regenwasser aus ihren Löchern vertrieben wurden. 9) Steinregen, soviel wie Meteor- und Sternschnuppenfall. Literatur s. bei Artikel »Staubregen«.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 768.
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