Neunte Familie: Webervögel (Ploceidae)

[357] Bezeichnende Erscheinungen des Aethiopischen Gebietes sind die Webervögel oder Webefinken (Ploceidae), welche außer Afrika nur noch in Südasien und Australien auftreten. Innerhalb dieser Familie, welche in gewisser Beziehung der unserer Finken ebenbürtig erscheinen mag, vereinigt man etwa zweihundertundfunfzig sehr verschiedenartige Sperlingsvögel und betrachtet als gemeinschaftliche Merkmale derselben den mehr oder minder dicken, immer aber kegelförmigen, nach der Wurzel zu abgeplatteten, auf der Firste breiten, hinten zwischen das Stirngefieder einspringenden Schnabel, die vorn getäfelten, seitlich geschienten Läufe der Füße und die Bildung des Handflügels, welcher stets zehn Schwingen zählt. Alle übrigen Kennzeichen schwanken so erheblich, daß ihnen nur zur Bestimmung der Unterfamilien einiger Werth zugesprochen werden kann. Die Webervögel sind, wie Wallace sehr richtig bemerkt, noch niemals eingehend untersucht worden, und es erscheint daher sehr fraglich, ob sich die Familie in ihrem derzeitigen Umfange aufrecht erhalten läßt. In jedem Falle erleichtert es die Uebersicht, wenn ich mehrere Unterfamilien annehme und jeder einzelnen derselben allgemein gültige Bemerkungen vorausschicke, wie ich im nachstehenden zu thun beabsichtige. Auf die Gesammtheit genauer einzugehen, verbietet mir Mangel an Raum; wer die Webervögel kennen lernen will, mag zu meinen »Gefangenen Vögeln« greifen.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Fünfter Band, Zweite Abtheilung: Vögel, Zweiter Band: Raubvögel, Sperlingsvögel und Girrvögel. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1882., S. 357.
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